Dr. Hubert Ortner
Die Peptide Semaglutid, Tirzepatid und Co. stellen die Pharmawelt auf den Kopf. An der Börse sind die Marktführer Novo-Nordisk und Eli Lilly nun die wertvollsten Pharmafirmen, mit gut 400 bzw. gar 675 Mrd. Euro Börsenwert. Allein der Produktionswert der GLP 1-Agonisten soll sich bis in die 2030er Jahre hinein verfünf- bis verzehnfachen. Es werden globale Verkaufsumsätze im mittleren bis höheren zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich erwartet, über die Kontinente verteilt. Auch ist das Rennen um bequemer bzw. in längeren Abständen applizierbare (und nochmals wirksamere?) Analoga eröffnet. Womöglich setzen so noch einige Verfolger zum Überholen an.
In USA hat bereits jeder achte Erwachsene GLP 1-Agonisten zur Gewichtsreduktion probiert. Die Hälfte dürfte länger dabei bleiben, denn nach Absetzen schlägt auch hier der „Jo-Jo-Effekt“ zu. Ein rentables „Continuity business“ also! In Deutschland dürfte eine mittlere sechsstellige Zahl an dauerhaften Patienten realistisch sein, einige Dutzend je Apotheke. Jeder benötigt momentan pro Monat je eine Packung mit vier Fertigspritzen zum Preis um 300 € (Stückertrag Apotheke real rund 20 €, Patienten-Jahresertrag etwa 200 € bis 250 €). Es winkt damit insgesamt ein mittlerer bis höherer vierstelliger Zusatzertrag je Apotheke.
Neue Darreichungsformen und ablaufende Patente werden die Therapiekosten drücken, aber dafür wohl mehr Anwender generieren. Womöglich drohen Einbußen an anderer Stelle, weil schlankere Patienten weniger Medikamente und Gesundheitsleistungen benötigen. Wenn es nicht ganz anders kommt! Unerwartete Zwischenfälle haben so manch Pharma-Erfolgsstory vorzeitig beendet.
GLP-1-Agonisten: überschwängliche Prognosen vs. Realität
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