Fragwürdige Agenturen auf Apotheken-Kundenfang

So erkennen Sie seriöse Partner


Nicolas Klose

Steigende Kosten, fehlendes Personal und ineffiziente Prozesse setzen Apotheken unter Druck. Viele Betriebe verfügen zudem nicht über die notwendigen Kenntnisse im Online-Marketing und drohen in der Digitalisierung den Anschluss zu verlieren. In dieser misslichen Lage wittern unseriöse Agenturen ihre Chance und kontaktieren Apotheken mit vermeintlich verlockenden Angeboten – hier ist Vorsicht dringend geboten.

Unseriöse Agenturen und Berater wittern gerade ihre Chancen im Apothekenmarkt – da heißt es, Augen auf und wachsam sein. (© AdobeStock/bilderstoeckchen )

„Ich habe in meiner Laufbahn viele Apotheken gesehen, die sich in ihrer Notlage auf fragwürdige Anbieter eingelassen haben“, erklärt Nicolas Klose. Als Marketingexperte und Unternehmensberater für Apotheken hat er in den letzten drei Jahren mehr als 300 Apotheken beraten und dabei tiefe Einblicke in die Branche gewonnen. Diese Unternehmen versprechen schnelle, einfache Lösungen für die bestehenden, oft recht komplexen Probleme. Tatsächlich bieten sie aber „Leistungen“ an, die nur die Symptome behandeln, das eigentliche Problem aber nicht anpacken.

Nach wenigen Monaten wird das Problem wieder auftreten, und der Dienstleister steht erneut auf der Matte, um die Apotheke zu „unterstützen“. „Die entscheidende Frage, die sich Ihnen als Apothekeninhaber oder -leiter stellt“, so Klose weiter, „lautet also: Packt der Anbieter das Problem wirklich bei der Wurzel, oder handelt es sich lediglich um eine Symptombehandlung?“.

Die Herausforderung für Apothekeninhaber

Tagtäglich stehen Apothekeninhaber vor der komplexen Aufgabe, ihr Geschäft in einem sich rapide verändernden Umfeld zu führen. Sie sind oft in alten Strukturen gefangen und unsicher, welchen Schritt sie gehen sollen, um den verschiedenen Herausforderungen adäquat zu begegnen. Deshalb entscheiden sie sich oft für schnelle Lösungen, die jedoch häufig nicht zum gewünschten Ergebnis führen.

Viele wissen, dass sie handeln müssen, um sich zukunftssicher aufzustellen – es fehlt ihnen aber an der nötigen Erfahrung, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Das verstärkt die Angst vor Fehlinvestitionen und kann zu einer wahren Schockstarre führen.

Die Situation verschlimmert sich weiter, wenn die erhofften Ergebnisse ausbleiben. Das hat erhebliche Auswirkungen auf Apothekeninhaber – auch auf der mentalen Ebene. Wird die Erwartung, die angespannte Situation mithilfe eines Beratungsunternehmens zügig zu verbessern, nicht erfüllt, kann sich zudem ein Gefühl des Scheiterns einstellen. Schnell beginnt man dann, an all seinen Entscheidungen zu zweifeln und entwickelt eine regelrechte Angst vor Misserfolgen. Das Vertrauen in die eigene Fähigkeiten schwindet.

Gleichzeitig wird die Zeit für Familie und Hobbies knapper – ein zusätzlicher Stressfaktor. Schließlich möchte man sowohl den Mitarbeitern als auch der Familie und sich selbst gerecht werden. Der anhaltende Stress wirkt sich nicht selten negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit aus. Schlafstörungen, Erschöpfung und Burnout sind nur einige mögliche Folgen. Im schlimmsten Fall droht die Schließung der Apotheke, was das Lebenswerk zerstört und dem Apothekeninhaber nicht selten den Boden unter den Füßen wegzieht. Denn i. d. R. stecken sehr viel Herzblut und langjährige Extrameilen im eigenen Betrieb.

Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie erst eine gründliche Recherche betreiben, keine voreiligen Entscheidungen treffen und nicht blind auf selbsternannte Experten vertrauen. Dieser Beitrag vermittelt Ihnen bei der Suche nach einem geeigneten Beratungsunternehmen eine solide Grundlage und gibt Ihnen sieben Tipps an die Hand, wie Sie seriöse von unseriösen Partnern unterscheiden können.

Tipp 1: Keiner nur kurzfristigen Zusammenarbeit trauen

Große Aufgaben wie Marketingkonzepte, die Gewinnung neuer Mitarbeiter oder das Schaffen einheitlicher Prozesse lassen sich nicht von heute auf morgen lösen. Wirbt ein Unternehmen z. B. mit einer „Mitarbeitereinstellung binnen 30 Tagen“, sollte man hellhörig werden: Solche Angebote versprechen eine schnelle Lösung, die jedoch selten erreicht wird.

Ein zuverlässiger Partner löst die zugrunde liegenden Probleme, um langfristige Lösungen zu finden. Denn was nützt es, eine offene Stelle schnellstmöglich zu besetzen, wenn der neue Mitarbeiter nach drei Monaten wieder kündigt? Der Kreislauf beginnt dann von Neuem, und das Problem bleibt bestehen. Auch Vertretungspersonal stellt nur eine vorübergehende Lösung dar.

Tipp 2: Bei zu niedrigen Preisen hellhörig werden

Keine Agentur kann für nur 500 € eine umfassende Social-Media-Betreuung oder Ähnliches bieten. Hier wird nichts individuell gemacht, vielmehr werden einheitliche Stockbilder verwendet. Viele Apotheken greifen aufgrund ihrer Unwissenheit trotzdem auf solche Angebote zurück, da sie günstig sind – freilich ohne langfristigen Erfolg.

Tipp 3: Referenzen und Bewertungen überprüfen

Manche Anbieter werben mit gar nicht existierenden Apotheken als Kunden – daher empfiehlt es sich, die Namen von Referenzapotheken zumindest mal zu googeln. Zudem kommt es oft vor, dass erfolgreiche Arbeiten eines Konkurrenten als die eigenen ausgegeben werden: Insofern lohnt es sich, genau zu recherchieren, ob die Referenzen echt sind. Auch Bewertungen sollten hinterfragt werden: Manchmal bitten Firmen Freunde und Familie, sie auf Google zu bewerten, um ihren Score zu verbessern oder mehr Bewertungen zu erhalten.

Tipp 4: Verzichten Sie auf Stock- und KI-generierte Bilder

Viele Inhaber möchten im Internet stärker präsent sein, stoßen jedoch auf Widerstand innerhalb ihres Teams. Manche greifen dann auf Stock-Material zurück oder benutzen eine KI, um Bilder zu generieren – doch das kann nicht funktionieren: Im Marketing werden Bilder genutzt, um Vertrauen und Nahbarkeit zu schaffen. Doch wer dafür Stockbilder oder eine KI verwendet, erreicht genau das Gegenteil. Eine reichweitenstarke Präsenz Ihrer Apotheke in den sozialen Medien werden Sie so mit Sicherheit nicht aufbauen.

Tipp 5: Nicht mit Unternehmen ohne Mitarbeiter zusammenarbeiten

Unternehmen, die keine oder nur wenige Mitarbeiter haben und hauptsächlich mit Freelancern arbeiten, haben meist nicht dieselben Ressourcen wie etablierte Betriebe mit festen Teams. Es fehlt an Know-how und der nötigen Tiefe, um individuelle Lösungen zu kreieren, die zu einem nachhaltigen Erfolg führen. Auch fehlen oft die Mittel für eine kontinuierliche Weiterbildung, um den Wissensstand zu erweitern.

Ebenfalls wenig ratsam ist es, mit Coaches zusammenzuarbeiten, die selbst nur ein bis zwei Mitarbeiter beschäftigen und dennoch in den Bereichen Mitarbeiter- und Unternehmensführung oder Skalierbarkeit beraten wollen – denn offensichtlich greift ihr eigenes Beratungsangebot nicht einmal bei ihnen selbst.

Tipp 6: Geschäftliches von Privatem trennen

Persönliche Beziehungen sollten von geschäftlichen Entscheidungen getrennt werden, denn oft bleiben Inhaber aus Loyalität und aufgrund ihrer persönlichen Beziehung bei Agenturen oder Beratern, die ihnen keinen messbaren Erfolg liefern.

Zum Berater muss keine Freundschaft bestehen, doch sollte er klar erkennbare Ergebnisse liefern. Wenn das nicht der Fall ist, sollte die Zusammenarbeit – unabhängig von der persönlichen Ebene – beendet werden.

Tipp 7: Praxis zählt mehr als Theorie

Jeder richtiger Experte kann Erfolge in seiner Branche nachweisen. Natürlich gibt es zahllose Möglichkeiten, wie man sich als pharmazeutischer Mitarbeiter z. B. zum „Social Media Manager“ weiterbilden kann – in solchen Crash-Kursen wird aber regelhaft nur die Theorie vermittelt. Sich auf einen „Profi“ zu verlassen, der sein „Expertenwissen“ selbst noch nie in der Praxis umgesetzt hat, ist keine gute Idee.

Wichtig ist außerdem: Steuerberater sind mehrheitlich spezialisiert auf Steuern und nicht auf Mitarbeitergewinnung oder Marketing. Insofern ergibt es keinen Sinn, deren Rat zu diesen Fachthemen einzuholen.

Fazit: Auf den richtigen Partner kommt es an

Mit dem richtigen Partner an der Seite können Sie als Apothekeninhaber gute Ergebnisse für Ihre Apotheke erzielen und Probleme langfristig lösen. Ein falscher Partner hingegen schafft es nicht, die Probleme an der Wurzel zu packen, vielmehr verliert er sich in den Symptomen. Zudem können durch mangelnde Professionalität auch schnell rechtliche Konflikte entstehen – etwa durch das Kopieren von Inhalten im Internet, sei es in den sozialen Netzwerken oder in Werbetexten. Solche Kopien sind strafbar und können zu Abmahnungen führen. Auch um solche Risiken zu vermeiden, ist die Wahl des richtigen Partners von entscheidender Bedeutung.

 

Nicolas Klose, Geschäftsführer, Klose Consulting GmbH, E-Mail: kontakt@kloseconsulting.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2024; 49(14):8-8