Kampf mit ungleich langen Spießen


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn der Politik eine flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung wirklich ein Anliegen ist, dann ist das Mindeste, was man erwarten kann, dass sie alle Akteure mit gleich langen Spießen ausstattet. Das gilt auch für den Parenteralia-Markt: Da gibt es auf der einen Seite die Krankenhausapotheken sowie eine kleine Zahl an industriellen Fertigungsbetrieben mit dubiosen MVZ-Strukturen. Auf der anderen Seite haben wir noch knapp 200 herstellende Apotheken, die die wohnortnahe Versorgung schwerkranker Krebs- und Palliativpatienten sicherstellen. Während sich Produktionsbetriebe wie die Hamburger Zyto-Service GmbH voll und ganz auf das lukrative Zytostatika-Volumen-Geschäft fokussieren, bleiben aufwändige Spezialzubereitungen zumal abends und an Wochenenden üblicherweise an letzteren hängen. Um die teuren Reinraumlabore wirtschaftlich betreiben zu können, braucht es aber eine verlässliche Mindestauslastung. Ist die nicht mehr gegeben, dann lässt sich auch keine Schmerzpumpe mehr quer subventionieren, die mit mickrigen 50 € vergütet wird. Das Nachsehen haben am Ende die Patienten.

Insofern kann man VZA-Vizepräsidentin Christiane König nur beipflichten, wenn sie im Interview zum Zytostatika-Markt (ab Seite 6) nüchtern konstatiert: „Die Zytostatika- und Palliativ-Versorgung funktioniert nur, wenn es keine Rosinenpickerei gibt.“ Dieser Satz gilt übrigens eins zu eins auch für Offizin-Apotheken, wobei die „Cherry Picker“ da aus den Niederlanden herübergeflogen kommen: Hier (östlich von Aachen) der Rückruf beim Arzt, die persönliche Beratung zum Nulltarif und der ungeliebte Nachtdienst – dort (westlich davon) die automatische Mail-Antwort und Endlosschleife an der Hotline. Im Grunde müssten die „Cherry Picker“ verpflichtet werden, sich zumindest von den weniger rentablen bis defizitären Aufgaben, die für die Versorgung aber genauso wichtig sind, „freizukaufen“. Dann wären die Spieße tatsächlich gleich lang.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

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