Recht kurz

Wird in einer Stellenanzeige nach „Digital Natives“ gesucht, so liegt eine Altersdiskriminierung vor, was zu einem Entschädigungsanspruch für ältere Bewerber gemäß § 15 Abs. 2 Allgemeines Gleichbehandlungs-Gesetz (AGG) führen kann. Der Begriff „Digital Native“ weist eine generationenbezogene Konnotation auf, so das Arbeitsgericht Heilbronn (Urteil vom 18.01.2024, Az.: 8 Ca 191/23).

Im April 2023 schaltete ein Sportartikel-Handelsunternehmen auf Internetplattformen Stellenanzeigen. Darin hieß es u. a.: „Als Digital Native fühlst Du Dich in der Welt der Social Media, der datengetriebenen PR, des Bewegtbilds und allen gängigen Programmen für DTP, CMS, Gestaltung und redaktionelles Arbeiten zu Hause“. Ein 51-jähriger Diplom-Wirtschaftsjurist bewarb sich erfolglos auf die Stelle. Nach seiner Ablehnung warf er dem Unternehmen eine Altersdiskriminierung vor und klagte auf Entschädigung. Das Gericht entschied zu Gunsten des Klägers. Ihm stehe ein Anspruch auf Entschädigung wegen Altersdiskriminierung zu. Angemessen sei eine Entschädigung in Höhe von 1,5 Bruttomonatsverdiensten. Die Formulierung in der Stellenanzeige stelle ein Indiz für eine unmittelbare Benachteiligung wegen des Alters im Sinne von § 3 Abs. 1 AGG dar.

Mit ihrer Formulierung zeige die Beklagte, dass sie eben nicht nur eine Person mit sicheren Kenntnissen suche, sondern jemanden, der diese Eigenschaften von Natur aus mitbringe. Habe die Beklagte Bewerber aller Altersgruppen ansprechen wollen, hätte sie die Umschreibung „als Digital Native“ weglassen können. Der Begriff führe nicht zu einer Verdeutlichung der nötigen Kenntnisse, sondern zu einer Einengung des Bewerberkreises auf Personen, die mit diesen Medien aufgewachsen sind. Vorsicht also, wenn Sie demnächst eine(n) „Digital Native“ suchen …