Segen und Fluch von Hochpreis-Therapien

Der anhaltende Trend zu immer teureren Therapien und Arzneimitteln bringt zum einen wirtschaftliche Risiken für Apotheken mit einem starken Hochpreiser-Geschäft mit sich. Zum anderen droht diese Entwicklung die solidarische GKV-Finanzierung perspektivisch zu sprengen, wenn immer aufwändigere Therapien für immer weniger Patienten immer mehr Ressourcen verschlingen – so erfreulich diese Entwicklung für den einzelnen Patienten auch ist.

Wir werden dieses sensible Thema im Rahmen der INTERPHARM Online-Veranstaltung Apotheke Wirtschaft 2025 am 27. März 2025 differenziert beleuchten. Der Fokus wird auf dem enormen Potenzial liegen, welches das stark wachsende Hochpreis-Segment Apotheken perspektivisch bietet: Selbst eine nur minimale Therapieoptimierung oder Compliance-Steigerung in diesem Bereich hat nicht nur einen starken medizinischen, sondern v. a. gesundheitsökonomischen Impact.

Der „Aufschlag“ gehört Prof. Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Pharmazie des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI), und ausgewiesener Experte zu dieser Thematik. Er wird einen detaillierten Blick auf den GKV-Markt für hochpreisige Fertigarzneimittel werfen und damit eine solide Datengrundlage legen. Im Anschluss wird Melanie Dolfen ausführlich die Praxisseite beleuchten: Ihre BezirksApotheke in Berlin hat sich u. a. spezialisiert auf HIV-, Hepatitis- und MS-Patienten (Multiple Sklerose), die alle auf sehr teure Medikamente angewiesen sind. Die Krankenkassen werden in der Veranstaltung prominent vertreten von Johannes Bauernfeind, dem Vorstandsvorsitzenden der AOK Baden-Württemberg. Er wird der eigentlichen Gretchenfrage auf den Grund gehen: „Immer teurere Arzneimittel für immer weniger Patienten – wer soll das bezahlen?“

Den Abschluss des Vormittags-Programms wird eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion markieren: Dabei soll u. a. diskutiert werden, wie sich verhindern lässt, dass Hochpreis-Therapien die GKV-Finanzen sprengen und welche Rolle Apotheken dabei spielen können. Auch heikle ethische Fragen etwa zur Rationierung extrem teurer Therapien werden nicht ausgespart.

Nach der Mittagspause folgt die Key Note des erfahrenen Apothekenwirtschafts-Experten und AWA-Herausgebers Prof. Dr. Reinhard Herzog mit dem Titel „Lamentieren oder sich profilieren? Das enorme Potenzial von Hochkosten-Patienten in der Zukunft“. Er wird seinen Blick in gewohnter Manier nach vorne auf die Chancen richten, die sich hier für Apotheken auftun – die „Kunst“ des Lamentierens beherrschen andere deutlich besser als er …

Die Vorträge am Nachmittag beschäftigen sich dann mit aktuellen Entwicklungen im Apothekenmarkt. Zunächst wird Dr. Christian Knobloch, Leiter Data & Analytics bei der RST Steuerberatung, der spannenden Frage nachgehen: „Apotheken-Erträge im kollektiven Sinkflug – geben die Zahlen das wirklich her?“ Anschließend wird Lorenz Weiler, Geschäftsführer der Freezept GmbH, die Grenzen und Chancen des Apotheken-Botendienstes im Vergleich zum lokalen Versandhandel ausloten. Der abschließende Vortrag ist der wenig erfreulichen Tatsache geschuldet, dass die Zahl der Apothekenbetriebe, die in wirtschaftliche Schieflage geraten, zuletzt deutlich zugenommen hat. Dazu wird mit Dr. Moritz Wollring ein renommierter Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht anhand von Beispielen aus seiner Beratungspraxis aufzeigen, wie Apothekeninhaber bereits heute erkennen, dass morgen möglicherweise eine Schieflage droht.

Dr. Hubert Ortner, Biochemiker, Chefredakteur AWA – APOTHEKE & WIRTSCHAFT, 70191 Stuttgart, E-Mail: hortner@dav-medien.de