Prof. Dr. Reinhard Herzog
Gerade die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die deutsche Börse durchaus anfällig für Korrekturen ist. Unsichere Anleger setzen daher insbesondere auf Discount-Zertifikate, die einen Einstieg in die Direktanlage in Aktien mit mehr oder minder deutlichem Rabatt ermöglichen. Denn schließlich werden Discount-Zertifikate mit einem Abschlag auf den aktuellen Börsenkurs des Basiswerts gehandelt. Im Gegenzug ist allerdings auch der mögliche Gewinn durch eine festgelegte Höchstgrenze (= Cap) begrenzt.
Ob sich das Investment im Vergleich zur Direktanlage gelohnt hat, zeigt sich erst am Ende der Laufzeit:
- Solange der Kurs des Basiswerts zur Fälligkeit unter dem Cap liegt, ist das Discount-Zertifikat der Direktanlage im Regelfall überlegen. Denn schließlich konnte der Anleger ja mit Rabatt einsteigen.
- Selbst im Fall eines leichten Kursrückgangs des Basiswerts kann die Anlage in Discount-Zertifikaten noch mit einem Plus abschließen.
- Ist der Kurs des Basiswerts jedoch über den Cap gestiegen, bekommt der Sparer nur den Höchstbetrag ausgezahlt.
Das Problem dabei ist die begrenzte Laufzeit. In regelmäßigem Turnus muss der Anleger ein neues Papier auswählen – und dies nicht nur zum Ende der Laufzeit, sondern möglicherweise bereits vorzeitig, wenn das gewählte Zertifikat seinen Maximalgewinn erreicht hat.
Unbefristete Laufzeit
Als Alternative bieten sich mittlerweile jedoch sogenannte Rolling-Discount-Zertifikate an, die eine grundsätzlich unbefristete Laufzeit aufweisen (= open end). Sie entsprechen weitgehend den klassischen Discount-Zertifikaten und eignen sich daher speziell für die Anlage in einem stagnierenden, fallenden oder leicht steigenden Börsenumfeld. Allerdings basieren sie auf einer dynamischen Investmentstrategie, die – meist – im Monatsrhythmus in aktuelle Discount-Zertifikate mit einer Restlaufzeit von einem Monat investiert. Letztlich handelt es sich also um ein Zertifikat auf fiktive Discount-Zertifikate – eine etwas schwer verständliche Konstruktion.
In der Praxis ist der Anleger dauerhaft in Discount-Zertifikaten mit einem Monat Laufzeit investiert, ohne hierfür zusätzliche Transaktionskosten aufwenden zu müssen. Denn statt bei einem regelmäßig wiederholten Engagement in Ein-Monats-Zertifikaten jeden Monat erneut investieren zu müssen, kauft der Anleger nur einmal den Rolling Discount und muss sich anschließend nicht mehr darum kümmern.
Die Papiere stellen damit einen soliden Mittelweg zwischen Aktien- und Renteninvestment dar:
- Zinsähnlichen Charakter bekommen die Rolling Discounts dann, wenn vom Emittenten ein Cap gewählt wird, der mehr oder minder deutlich unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegt (defensive Strategie).
- Bei einem Cap weit oberhalb des Basiswert-Kurses spricht man von einer offensiven Strategie, bei der die Chancen auf Kursgewinne im Vordergrund stehen.
Risikofrei sind allerdings auch Rolling Discounts keineswegs: Falls der Kurs des Basiswerts unter den beim Kauf bezahlten Discountpreis abrutscht, muss der Anleger ebenso wie bei einem Direktinvestment Verluste verbuchen. Steigt hingegen der Kurs des Basiswerts stark, dann sind auch hier die Gewinnchancen durch den Cap begrenzt.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(03):15-15