Tagesgeldanlagen

Auch der Bund mischt mit


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Der Wettbewerb um Tagesgelder wird immer härter: Standen bisher vorrangig die Kon­ditionen im Mittelpunkt, so mischt ab 1. Juli 2008 die Finanzagentur des Bundes mit einer neuartigen Offerte mit. Doch die „Tagesanleihe“ ist allenfalls bedingt empfehlenswert.

Bisher konzentrierte sich die „Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland GmbH“ in erster Linie auf die Ausgabe und Verwaltung von Bundesanleihen, Bundesschatzbriefen, Finanzierungsschätzen und ähnlichen Produkten, die Laufzeiten zwischen einem und dreißig Jahren vorsehen. Kaum abgedeckt wurde hingegen die kurzfristige Geldanlage über wenige Tage oder Monate, die bei Sparern vor dem Hintergrund der aktuellen Turbulenzen an den Kapitalmärkten derzeit besonders hoch im Kurs steht.

Keineswegs überraschend kam daher das neue Produkt, das in den kommenden Wochen in einem Volumen von 1,35 Mrd. € verkauft werden soll: Mit der Tagesanleihe (ISIN: DE0001030070) kann der Anleger kurzzeitig nicht benötigte Gelder zu attraktiven Zinsen zwischenparken. Von einem klassischen Tagesgeldkonto unterscheidet sich das Angebot insbesondere in der Konstruktion: Wie der Name bereits erkennen lässt, handelt es sich um eine Anleihe, die zu einem festen Preis ausgegeben und auch wieder zurückgekauft wird. Dieser Preis liegt am 1. Juli 2008 bei 100,00 % und erhöht sich ab dem 2. Juli 2008 um den bis dahin aufgelaufenen Zins.

Grundlage für die Verzinsung ist der „Euro OverNight Index Average“ (EONIA), also der Zinssatz, zu dem sich Banken im Euroraum kurzfristig Gel­der zur Verfügung stellen. Allerdings wird der EONIA nicht in voller Höhe gezahlt, sondern üblicherweise mit einem Abschlag von 7,5 %. Bei einem aktuellen EONIA-Satz von 4,179 % liegt die Verzinsung der Tagesanleihe also bei 3,865 %. Der Pluspunkt dabei: Die Zinsen werden täglich gutgeschrieben und mit­verzinst

Rendite im oberen Mittelfeld

Beworben wird das Papier zum einen mit der Rendite, zum anderen aber auch mit der besonderen Sicherheit. Hinsichtlich der Rendite liegt die Tagesanleihe derzeit im oberen Mittelfeld vergleich­barer Angebote. Direktbanken zahlen meist etwas mehr, hingegen üben sich insbeson‑ dere Genossenschaftsbanken und Sparkassen oft in Zurückhaltung. Allerdings dürfte das Engagement des Bundes in diesem Bereich zu Marktveränderungen führen, auch vergleichbare Offerten aus der Finanzwelt – bisher etwa von der Deutschen Bank mit einem Indexfonds auf den EONIA – sind zu erwarten.

Die im Prospekt beschriebene „maximale Sicherheit“ relativiert sich in Hinblick auf die bestehende Einlagensicherung in Deutschland: Hier sind Einlagen selbst in achtstelligen Summen optimal abgesichert, lediglich bei ei­nem Crash des gesamten Systems würden Risiken bestehen. Vorteile kann die Tagesanleihe allerdings ge­genüber manchen Angeboten aus dem Ausland aufweisen, die mit einer sehr schwa­chen Einlagensicherung ausgestattet sind – dafür aber auch derzeit mit bis zu 5,65 % verzinst werden.

Unser Urteil: Die neue Tages­anleihe ist eine interessante Alternative für Anleger, die ohnehin über ein Schuldbuchkonto verfügen. Andererseits sind die Konditionen derzeit nicht unbedingt so attraktiv, dass sich ein umgehender Wechsel lohnt. Zudem gehen durch jeden Geldtransfer vom und zum heimischen Girokonto Zinstage verloren, sodass sich die Übertragung erst ab einer Anlage­dauer von mehreren Wochen wirklich rechnen kann.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(13):12-12