Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Ihren Ursprung hat die FRoSTA AG in der 1905 in Bremerhaven gegründeten Hochseefischerei Nordstern AG. 1957 startete das Unternehmen mit der Seefrost-Produktion von Kabeljau und 1962 wurde die FRoSTA Tiefkühl-Kontor GmbH ins Leben gerufen. 1963 übernahm das Unternehmen die Seefisch-Großhandlung F. Schottke und baute sie zu einem Spezialbetrieb für Tiefkühl-Fischprodukte aus. 1976 wurde die Produktpalette auf Tiefkühl-Gemüse, -Obst und -Fertiggerichte ausgeweitet. Ende der 90er-Jahre gründete das Unternehmen mehrere ausländische Tochtergesellschaften, insbesondere im osteuropäischen Raum. Einen Namen machte sich FRoSTA im Jahr 2003, als man den völligen Verzicht auf Farbstoff- und Aromazusätze, Geschmacksverstärker, Stabilisatoren, Emulgatoren und chemisch modifizierte Stärken bekannt gab.
Die Geschäftstätigkeit des Tiefkühlspezialisten ist in die drei Gruppen Fischerzeugung, Gemüse sowie Fertiggerichte und Übriges aufgeteilt. Neben der Hauptmarke FRoSTA produziert das Unternehmen verschiedene Handelsmarken für Kunden sowie die Zweitmarken Elbtal und Tiko. Ende 2007 wurde ein Büro-Lieferservice gestartet, der Tellergerichte in speziell entwickelten Tiefkühlboxen an kleinere Unternehmen ausliefert. Rund 70 % des Umsatzes erwirtschaftet FRoSTA im Inland, der Rest entfällt vorrangig auf Polen, Italien und Frankreich.
Fundamentale Daten
In den 90er-Jahren verzeichnete der FRoSTA-Konzern einen kontinuierlichen Rückgang von Umsatz und Ertrag, bedingt durch den harten Wettbewerb. Die Wende kam erst 2003, als sich das Unternehmen konsequent der Herstellung unbehandelter Lebensmittel widmete und damit große Erfolge verbuchte. So erhöhte sich der Umsatz 2006 um 14,4 % und 2007 um weitere 13,5 % auf 348,7 Mio. €, der Marktanteil konnte auf über 20 % ausgebaut werden. In Deutschland lag der Umsatzanstieg 2007 bei Fertiggerichten bei 15 %, in Polen wurden sogar 27 % erreicht.
War bereits 2006 der Konzerngewinn vor Steuern um 8,1 % auf 14,6 Mio. € gestiegen, so konnte er 2007 um weitere 13,7 % auf 16,6 Mio. € verbessert werden. Die Rohergebnismarge blieb mit 39 % nahezu konstant, allerdings wuchsen die Aufwendungen für Personal und Abschreibungen lediglich unterproportional. In Polen investierte das Unternehmen rund 15 Mio. € in den Ausbau des bestehenden Werks. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 30,2 Mio. € um 10,2 % über dem Vorjahreswert von 27,4 Mio. €. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBT) wurde um 16,3 % auf 19,3 Mio. € verbessert. Im Konzern konnte FRoSTA ein Ergebnis von 12,2 Mio. € nach 10,4 Mio. € im Jahr 2006 ausweisen, wobei sich neben den Steigerungen aus der betrieblichen Tätigkeit auch Steuereffekte positiv niederschlugen. Das Eigenkapital wurde dank der vorgenommenen Rücklagen und Rückstellungen um knapp 14 % auf 80,2 Mio. € gesteigert, die Eigenkapitalquote ging allerdings aufgrund der höheren Bilanzsumme von 40,5 % auf 39,1 % zurück.
In den ersten vier Monaten 2008 hat sich der Umsatz nach Unternehmensangaben „weiter deutlich erhöht“, wobei das Wachstum sowohl im In- als auch im Ausland über dem allgemeinen Marktwachstum lag. Analog zum Umsatz habe man auch den Gewinn weiter steigern können, die Eigenkapitalquote wurde auf Vorjahresniveau gehalten.
Im weiteren Jahresverlauf rechnet das Unternehmen mit einer deutlichen Erhöhung der Rohwarenpreise infolge der Reduzierung der Fangquoten für Alaska Seelachs in den USA. Die Preise der Fertigprodukte müssen daher angehoben werden, was angesichts des harten Wettbewerbs in der Branche als nicht unproblematisch angesehen wird. Dennoch wird das Pa‑ pier von Analysten überwiegend positiv beurteilt, wobei neben der grundsoliden Unternehmensfinanzierung insbesondere die vergleichsweise niedrige Aktienbewertung eine Rolle spielt. Aber auch der Produktstrategie mit dem selbstverordneten „Reinheitsgebot“ wird Zukunftspotenzial zugesprochen.
Charttechnische Daten
In den Jahren 1992 bis 2004 machte die FRoSTA-Aktie den Anlegern wenig Freude: Der Kurs fiel von 38 € auf annähernd 5 €, positive Entwicklungen waren selten. Anfang 2004 sorgte dann die Neuausrichtung des Unternehmens, verbunden mit dem allgemeinen Börsenaufschwung, für ein kräftiges Plus. Erst Mitte 2007 begann das Papier erneut zu schwächeln, konnte sich jedoch mittlerweile wieder von den zwischenzeitlichen Tiefstständen deutlich erholen.
Gesamtmarkttrend
Der Deutsche Aktienindex DAX ist erneut an der Marke von 7.000 Punkten gescheitert und hat insbesondere im Juni 2008 deutliche Verluste hinnehmen müssen – die sich allerdings kaum auf die FRoSTA-Aktie ausgewirkt haben. Ursache war insbesondere der nahezu ohne Zwischenstopp steigende Ölpreis, der die Inflationserwartung in der Eurozone mittlerweile über die 4-Prozent-Marke ansteigen ließ. Auch in den kommenden Monaten bestehen noch erhebliche Risiken; mit einer Neuorientierung ist frühestens ab September/Oktober 2008 zu rechnen.
Fazit
Die FRoSTA-Aktie kann als grundsolider Basiswert der Zukunftsbranche „Nahrungsmittel“ eingestuft werden, der von der zunehmenden Nachfrage nach chemisch unveränderten Lebensmitteln profitiert. Voraussetzung ist allerdings, dass das Unternehmen seinen Wachstumskurs beibehalten und erforderliche Preissteigerungen am Markt durchsetzen kann.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(14):14-14