Dr. Christine Ahlheim
Dass einige Abgeordnete des Europäischen Parlaments sich für die freien Berufe stark machen – darunter die CSU-Politikerin Dr. Angelika Niebler, siehe unser Interview auf den Seiten 3 und 4 –, lässt Hoffnung keimen. Hoffnung, dass die Politik auch im geeinten Europa nicht den uneingeschränkten Wettbewerb als Maß aller Dinge nimmt, sondern dass der Wettbewerb dort seine Grenzen erfährt, wo es für die sozialen und gesundheitlichen Belange der Menschen notwendig ist.
Und auch wenn fraglich ist, welchen konkreten Effekt die „Schriftliche Erklärung zu der Bedeutung der Freien Berufe für Europa“ haben wird, so ist es zumindest erfreulich, dass von EU-Seite endlich einmal jemand die Leistungen der freien Berufe hervorhebt. Besonders für die Apotheker steht dies in wohltuendem Kontrast zur EU-Kommission, die den Berufsstand in die Nähe mittelalterlicher Zünfte rückt und das finanzielle Engagement von Kapitalgesellschaften höher bewertet als die Qualifikation eines akademischen Heilberuflers.
Gerade in Zeiten, in denen der großartige Erfolg der europäischen Einigung durch die allgemeine Politikverdrossenheit infrage gestellt zu werden droht, ist es sehr positiv zu werten, dass Abgeordnete des Europäischen Parlaments derart als Interessenvertreter der Bürger in Erscheinung treten und die EU-Kommission zum Umdenken auffordern. Denn leider wird das Bild von „Europa“ viel zu stark von einigen – mehr oder weniger kompetenten – EU-Kommissaren geprägt, die nicht primär das Wohl der Bürger im Sinn zu haben scheinen, sondern vor allem dem Selbstzweck der ungehemmten Deregulierung nachjagen.
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2008; 33(14)