Prof. Dr. Reinhard Herzog
Ein professionelles Management, die optimale Risikostreuung und der problemlose Einstieg bereits mit geringen Kapitalbeträgen – dies sind die wichtigsten Stichworte, mit denen die deutschen Kapitalanlagegesellschaften für ihre mehrere tausend Investmentfonds werben. Problemlos ist die Anlage sicherlich, denn schließlich erteilt der Sparer lediglich einen einmaligen oder regelmäßigen Kaufauftrag und die Fondsanteile werden seinem Depot gutgeschrieben.
Kosten belasten die Performance
Doch bereits hier beginnen die Probleme: Die meisten Fonds sehen einen Ausgabeaufschlag vor, sodass von 100 angelegten Euro meist nur zwischen 95 € und 97 € wirklich zur Fondsanlage zur Verfügung stehen. Darüber hinaus fallen laufende Verwaltungsgebühren in einer Größenordnung zwischen meist 1,5 % und 2,0 % an. Zudem verlangen einige Fondsgesellschaften auch noch eine Gewinnbeteiligung.
Dies wäre letztlich alles akzeptabel, wenn das „erfahrene Fondsmanagement“ tatsächlich ein überdurchschnittliches Anlageergebnis erzielen würde. Kann beispielsweise ein Aktienfonds 20 % zulegen, sind die Spesen vergleichsweise gering. Doch schon bei Rentenfonds wird dies schwierig: Wenn die Umlaufrendite am Euro-Kapitalmarkt in einer Größenordnung zwischen 3,0 % und 4,0 % liegt, bleibt nach Abzug von Spesen und Abgeltungssteuer kaum noch ein realer Wertzuwachs erhalten. Noch kritischer wird dies, wenn die aktuelle Börsenentwicklung – wie im Jahr 2008 – von hohen Verlusten geprägt ist. Nur den wenigsten Fondsmanagern gelingt es, bei der Performance besser abzuschneiden als die jeweils maßgeblichen Indizes. Darüber hinaus wird das Negativ-Ergebnis von den Kosten belastet, sodass die Gesamt-performance oft weit unter dem Durchschnitt des Gesamtmarktes liegt.
Als Gegenargument verweisen die Fondsgesellschaften gerne darauf, dass der Fonds zumindest ähnliche Entwicklungen aufweist wie der Gesamtmarkt, während eine einzelne Aktie wesentlich größeren Schwankungen ausgesetzt sein kann. Dem steht inzwischen jedoch die Tatsache gegenüber, dass der Anleger denselben Risiko-Streuungseffekt auch mit den wesentlich kostengünstigeren Indexzertifikaten erreichen kann.
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Miserable Ergebnisse
Wie gravierend die Differenzen werden können, hat gerade das Fondsjahr 2008 eindrucksvoll bewiesen: So verzeichnete der Deutsche Aktienindex DAX einen Rückgang um rund 40 %; hingegen gaben die Preise für Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland nach der neuesten Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management e.V. im Durchschnitt um 43,6 % nach. Unter Berücksichtigung des Ausgabeaufschlags von meist 5,26 % standen von einer vor Jahresfrist getätigten Einmalanlage von 1.000 € zum Jahresende nur noch 535,80 € zu Buche. Um diesen Verlust auszugleichen, muss der Fondspreis in den kommenden Jahren um satte 86,6 % steigen – erst dann hat die Fondsanlage das eingesetzte Kapital wieder erreicht.
Wie schwer es den Fondsmanagern fällt, mit den einschlägigen Indizes gleichzuziehen, zeigt der Blick auf längere Zeiträume: In den vergangenen 10 Jahren kletterte der DAX um rund 270 %, hingegen brachten entsprechende Fonds im Durchschnitt nur 223 %. Bei 25 Jahren liegen die Vergleichszahlen bei rund 526 % zu 493 %, bei 30 Jahren bei 915 % zu 824 %.
Aber auch bei international orientierten Aktienfonds waren die deutschen Fondsmanager keineswegs erfolgreich. Mehr als 40 % Wertverlust in einem Jahr und – im Durchschnitt – rund 25 % Minus in zehn Jahren machen deutlich, dass schlichte, aber unspektakuläre Bundesanleihen die bessere Lösung gewesen wären. Im Übrigen scheint die Hausse der Jahre 2003 bis 2007 an den Fonds weitgehend spurlos vorübergegangen zu sein.
Schwache Rentenfonds
Enttäuscht werden aber auch Anleger, die ihr Glück im „sicheren Hafen“ der Rentenfonds gesucht haben. So profitierte der Deutsche Rentenindex REX, die Messlatte für die Gesamtperformance festverzinslicher Wertpapiere, von den im zweiten Halbjahr 2008 stark gefallenen Zinsen. Per saldo wurde ein Plus von 8,5 % ausgewiesen. Hinge-gen brachten es die Rentenfonds mit Schwerpunkt bei Euro-Papieren nur auf 3,7 % Wertzuwachs – von dem noch der Ausgabeaufschlag abzuziehen ist.
In den längerfristigen Vergleichen zeigen sich die negativen Auswirkungen der Kosten besonders deutlich: Wer sein Geld zehn Jahre direkt in Anleihen investiert hatte, konnte rund 56 % verdienen. Hingegen brachten es Rentenfonds nur auf durchschnitt- lich knapp 40 %. Im 20-Jah-res-Rückblick liegen die Werte sogar bei rund 240 % zu 189 %, bei 30 Jahren bei rund 600 % zu 489 %.
Mager sind weiterhin die Ergebnisse der Geldmarktfonds, die als „interessante Alternative“ zu Tages- und Festgeldern angepriesen werden. Während man mit etwas Anlagegeschick im vergangenen Jahr mit der Direktanlage durchaus 5 % erreichen konnte, brachten Geldmarktfonds lediglich 1,05 %.
Kritisch zu sehen ist schließlich der ausgewiesene Wertzuwachs von 4,7 % für Offene Immobilienfonds im 1-Jahres-Vergleich. Zum einen warnen zahlreiche Experten davor, dass die Zahlen „geschönt“ seien und nicht der realen Marktentwicklung entsprächen, zum anderen machten viele Fondsgesellschaften im vergangenen Jahr durch unliebsame Schließungen Schlagzeilen.
Wer allerdings sehr langfristig anlegt, kann selbst in schwierigen Zeiten mit einer positiven Rendite rechnen. Dies belegt eine weitere Statistik des BVI, nach der z.B. mit einer Anlage von 100 € pro Monat in deutschen Aktienfonds in 20 Jahren eine Rendite von 3,2 % p.a. und in 30 Jahren ein Plus von 6,4 % p.a. erzielt wurde (siehe Tabelle auf Seite 12). Aber auch mit Rentenfonds konnte ähnlich verdient werden. Vor allem bei den Aktienfonds ist allerdings zu bedenken, dass die Ergebnisse insbesondere durch den Wertverfall im Jahr 2008 beeinflusst wurden: In früheren Jahren lagen die Ablaufrenditen im Durchschnitt bei 9,0 %, in der Spitze sogar bei mehr als 11,0 % pro Jahr.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(05):12-12