Wertpapier im Test

XETRA-Gold (Inhaberschuld­verschreibung)


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Produkt

Bei dem Ende 2007 aufgelegten Papier handelt es sich – rechtlich gesehen – um eine nennwertlose Inhaberschuldverschreibung, die einen Anspruch auf Lieferung physischen Goldes repräsentiert. Dieser Anspruch beträgt pro Anleihe 1 Gramm, d.h., der An­leger verfügt beim Kauf von beispielsweise 100 Stück über einen – grundsätzlichen – Lieferanspruch auf 100 Gramm.

Dieses Gold ist – versichert – in physischer Form in den Tresoren der Clearstream Banking AG, einer 100%igen Tochter der Deutschen Börse AG, in Frankfurt hinterlegt. Lediglich ein kleiner Teil darf in Form von Buchgoldansprüchen gegen­über der Umicore AG & Co. KG gehalten werden. Dabei handelt es sich um den weltweit führenden Anbieter im Edelmetallhandel und der -verarbeitung, in dem auch die entsprechenden Aktivitäten der deutschen Degussa aufgegangen sind.

Die Schuldverschreibung bildet den Goldpreis nahezu exakt im Verhältnis 1:1 in Euro ab, wobei sich Tagesschwankungen in entsprechenden Kursveränderungen beim Börsenhandel widerspiegeln. Dabei fungiert die Deutsche Bank als Designated Sponsor, der als Market Maker zu den re­gulären Börsenzeiten (9.00 Uhr bis 17.30 Uhr) für eine permanente Handelbarkeit des Papiers bis zu einer Mindestmenge von 100.000 € sorgt. Die Spanne zwischen Angebots- und Verkaufskurs darf maximal 1% betragen, meist liegen jedoch nur drei bis fünf Cent zwischen den beiden Preisen. Darüber hinaus hat sich die Deutsche Bank dazu verpflichtet, dass während der Handelszeiten für Gold am Londoner Markt stets Preise quotiert werden, die dem aktuellen Goldkurs entsprechen.

Die Kosten liegen – insbesondere im Verhältnis zum Han‑ del mit physischem Gold – auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Beim Kauf und Verkauf des Papiers fallen die üblichen Börsenhandelsspesen an. Der Emittent berechnet jedoch keinen Ausgabeaufschlag sowie keine Transport- oder Versicherungskosten.

Es fällt lediglich ein Ver­wahrungsentgelt von derzeit 0,025% pro Kalendermonat bzw. 0,3% pro Jahr an, das an den Anleihebesitzer weiter­gegeben werden kann.

Der Anleger kann erworbene Papiere jederzeit wieder an der Börse verkaufen, aber auch eine Auslieferung des Basiswerts über seine Hausbank verlangen. Hier richten sich die Kosten nach den gewünschten Liefereinheiten. Dabei stehen Standardbar­‑ ren mit einem Gewicht zwischen 350 Unzen und 430 Unzen (entsprechend 10,9 kg bis 13,4 kg), Kleinbarren von 1 g bis 1 kg oder auch die Zahlung des Gegenwerts zur Auswahl.

Bei einer Auslieferung eines 1-kg-Barren werden beispielsweise Kosten von rund 170 € genannt, bei 10 Barren zu 100 g sind es rund 250 €. Als Zeitdauer nennt der Emittent eine Bandbreite zwischen vier Tagen (Standardbarren) und maximal zwei Wochen (Kleinbarren). Im Fall der Barauszahlung werden 0,02 € je Stück berechnet.

Der Emittent

Herausgegeben wurde das Papier von der Deutschen Börse Commodities AG, einem Ge­meinschaftsunternehmen der Deutschen Börse AG sowie der Bankpartner Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank, B. Metzler und der Bank Vontobel. Die Deutsche Börse AG ist Betreiber der Frankfurter Wertpapierbörse und Mit­eigentümer der Handelsplattform XETRA sowie der Terminbörse EUREX. Mit einem Umsatz von rund 2,5 Mrd. € und einem Jahresüberschuss von rund 1,0 Mrd. € zählt sie auch weltweit zu den größten Börsenbetreibern.

Die Tochtergesellschaft Clearstream Banking AG wickelt den Großteil der Wertpapiertransaktionen der deutschen Kreditwirtschaft ab. Damit bestehen keine bonitätsmäßi-gen Bedenken. Zudem ist die Schuldverschreibung im Gegensatz zu vielen anderen Papieren mit physischem Gold hinterlegt, auf das der Anle-ger einen Lieferanspruch hat. Allerdings erlangt der Anleihebesitzer kein Eigentums- oder Sicherungsrecht an dem Edelmetall.

Der Basiswert

Gold verzeichnet – nach vielen Jahren der Stagnation – seit 2005 eine deutlich erhöhte Nachfrage. Während der Rohstoffhausse 2006/07 wurden auf Dollar-Basis Rekordmar­ken von sogar mehr als 1.000 US-$ je Feinunze erreicht, auf Euro-Basis lag der Höchstwert am 20. Februar 2009 bei 782 €. Mittlerweile kam es zwar wieder zu einer markanten Abschwächung, von einer Baisse wie bei den anderen Rohstoffen kann jedoch nicht gesprochen werden.

Vielmehr sorgt die Wirtschaftskrise für eine anhaltende Nachfrage nach dem gel­ben Metall, das als interessante Alternative etwa zum Dollar und zum Euro gilt. Dabei sollten sich Anleger allerdings der Tatsache bewusst sein, dass Gold keine Zinsen bringt. Zudem ist zu bedenken, dass der Kurstrend im Fall eines Abflauens der Wirtschaftskrise durchaus um­schlagen kann.

Fazit

Das vorgestellte Papier bietet eine interessante und – vor allem – preiswerte sowie sichere Möglichkeit, in Gold zu investieren. Dabei steht der Charakter als sichere Geldanalge allerdings mehr im Vordergrund als die Chancen auf Ertrag.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(08):13-13