Editorial

Die Katze im Sack


Dr. Christine Ahlheim

Wer in nunmehr knapp zwei Wochen bei der Bundestagswahl seine Stimme ab­gibt, weiß nicht, welche Personen und welche Inhalte er damit letztlich wählt. Zu vielfältig ist mittlerweile das Partei­en­spektrum, keine Volkspartei hat mehr die Aussicht auf eine absolute Mehrheit. Und deshalb ist auch jetzt schon klar, dass die zukünfti­ge Bundesregierung eine Koalition aus zwei, womöglich sogar drei Parteien sein wird.

Das führt jedoch zu allerlei Unwägbarkeiten. Schönes Beispiel: Bundeskanzlerin Merkel lobte im Interview mit der Apo­theken Umschau den Gesundheitsfonds und erteilte zugleich den gesundheitspolitischen Vorstellungen der FDP eine Absage. Doch was wird aus dieser Haltung, falls es zu einer schwarz-gelben Koalition und ei­nem FDP-Gesundheitsminister Bahr kommt?

Nächstes Beispiel: die Grünen. Egal, welche Partei man wählt – die Grünen könnte man, ob in einer Ampel-, einer Ja­maika- oder einer rot-rot-grünen Koali­tion, „mitgewählt“ haben. Merkel, Wes­ter­wel­le oder Steinmeier die Stimme geben und Biggi Bender kriegen – davor dürfte es den meisten Apothekern grausen.

Indes: Ein Ende dieser Koalitions- Gemengelage ist nicht in Sicht. Die Einführung des Mehrheitswahlrechts ist bekanntlich zu Zei­ten der letzten Gro­ßen Koalition geschei­tert und wird so bald nicht mehr zur Debatte stehen. Und während die Wähler in den USA und Groß­bri­tannien dank Mehrheitswahlrecht und da­raus resultierendem Zweipartei­en- sys­tem ziemlich genau wissen, welchen Per­sonen und welchen Inhalten sie ihre Stim­me geben, müssen die Bundesbürger wei­terhin die Katze im Sack wählen.

Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion

Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(18):2-2