Bausparen

Keine Sorgen um die Einlagen


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die Insolvenz von Lehman Brothers brachte Anlegern eine bittere Erkenntnis: Selbst ein bekannter Name schützt nicht vor der Pleite. Doch nicht nur Banken können zahlungsun­fähig werden, auch bei Bausparkassen wird inzwischen die Sicherheitsfrage gestellt.

Noch am 10. Juni 2009 gab die 1990 gegründete Quelle Bausparkasse eine bedeutende Meldung an die Presse: Entgegen allgemeiner Vermutungen sei man nicht von der Arcandor-Krise betroffen. Vielmehr sei man ein rechtlich und wirtschaftlich eigenständiges Unternehmen, das seine Geschäfte unabhängig vom Konzern und seiner Haupt-Aktionärin Madeleine Schickedanz (41,12% der Anteile) betreibe.

Doch schon wenige Monate später liest es sich auf der Homepage der Bausparkasse anders: „Der Verband der Privaten Bausparkassen übernimmt mit seinen Mitgliedsinstituten die Aktien der Quelle Bausparkasse“ heißt es unter dem lapidaren Stichwort „Branchenlösung für Quelle Bauspar AG“. Notwendig wurde dieser Schritt, weil sich zum einen Banken weigerten, dem Nürnberger Finanzdienstleister weiterhin Darlehen zu gewähren, zum anderen aber auch, weil angesichts des Namens „Quelle“ kaum noch Neukunden gewonnen werden konnten. Die rund 90.000 Bestandskunden der Quelle Bausparkasse können also erst einmal aufatmen.

Das Quelle-Debakel hat allerdings auch deutlich gemacht, dass es in der Finanzwelt derzeit keine Tabuthemen mehr gibt. Denn eigentlich sehen sich die 15 privaten Bausparkassen als Inbegriff der Sicherheit: Als in sich geschlossenes System aus Sparbeiträgen und zugeteilten Bauspardarlehen sei man unabhängig von den Einflüssen des Kapitalmarkts. Darüber hinaus sei man bei der Darlehensvergabe an strenge Regeln – etwa hinsichtlich der maximalen Beleihung einer Immobilie – gebunden und nicht zuletzt dürfe man freie Gelder ausschließlich in risikoarmen, festverzinslichen Wertpapieren anlegen. Aktien- und Währungsgeschäfte seien indes für Bausparkassen tabu.

Insolvenzen können belasten

Ganz so risikolos wie in der Werbung beschrieben, sind die Geschäfte einer Bausparkasse dennoch nicht. Schief­lagen können nicht nur durch die Sperre von Kreditlinien oder das Ausbleiben von Kunden eintreten, sondern auch durch andere Umstände bedingt sein. So ist zwar eine gewisse Größenordnung von Darlehensausfällen einkalkuliert, zudem sorgen die engen Beleihungsgrenzen meist auch im Fall der Zwangsversteigerung einer Immobilie dafür, dass die Bausparkasse ihre Forderung zu 100% erhält. Sollten sich jedoch die Schuldnerinsolvenzen häufen und dann möglicherweise auch die Immobilienpreise deutlich nachgeben, besteht durchaus die Gefahr größerer Zahlungsausfälle. Im Übrigen tummeln sich manche Bausparkassen inzwischen auch im Bereich anderer Finanzdienstleistungen, etwa bei der Geldanlage oder im Versicherungsgeschäft – was letztlich auch Gefahren birgt.

Allerdings sind die Risiken gering, dass Kunden bei einer deutschen Bausparkasse durch Insolvenz geschädigt werden könnten. Zum einen sind alle Kassen Sicherungseinrichtungen angeschlossen, die Einlagen in unbegrenzter Höhe absichern. Zum anderen wäre die Pleite einer Bausparkasse ein nahezu tödlicher „GAU“, den die Branche sicherlich mit allen Mitteln verhindern dürfte.

Ob sich Bausparen jedoch heute überhaupt noch lohnt, steht auf einem anderen Blatt: Niedrige Guthabenzinsen, kaum noch konkurrenzfähige Darlehenszinsen, hohe Kosten und nicht zuletzt die Einschränkungen bei der staatlichen Förderung lässt das Bausparen nur noch im Einzelfall attraktiv erscheinen.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(22):16-16