Prof. Dr. Reinhard Herzog
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Das Unternehmen
Den Grundstein des in Hamburg beheimateten Konzerns legte im Jahr 1882 der Apotheker Paul C. Beiersdorf mit einem Patent auf ein neuartiges medizinisches Pflaster (Guttapercha-Pflastermull). Im Jahr 1890 erwarb der Apotheker Dr. Oscar Troplowitz das Beiersdorf-Laboratorium. Er entwickelte 1911 die erste stabile Fett- und Feuchtigkeitscreme der Welt, die er unter dem Namen Nivea auf den Markt brachte. Schwerpunkte seiner weiteren Tätigkeit waren insbesondere Mittel zur Behandlung verletzter oder kranker Haut und zur Schönheitspflege sowie Klebmaterialien. Daraus entstanden die Produkte, die dem Verbraucher bis heute noch unter Markennamen wie Nivea, Labello, Hansaplast, Eucerin, Florena und tesa bekannt sind.
2001 wurde mit BSN medical eine eigenständige Tochtergesellschaft mit Sitz in Hamburg gegründet, ein Joint Venture zwischen Beiersdorf und Smith & Nephew, das seine Schwerpunkte in den Geschäftsfeldern Wundversorgung, Orthopädie und Phlebologie hat. Im Jahr 2004 übernahm maxingvest (vormals Tchibo Holding AG) die Mehrheit an Beiersdorf, nachdem man befürchtet hatte, der Kaufinteressent Procter & Gamble könnte den Konzern ausbluten lassen und lediglich die Marken weiterverwenden.
Die Geschäftstätigkeit des Beiersdorf-Konzerns gliedert sich heute in die beiden Sparten Consumer (Umsatzanteil 2008: 85,9%) und tesa (14,1%). In der Consumer-Sparte sind die Haut- und Schönheitspflegeprodukte zusammengefasst, unter denen Nivea weltweit als die Nummer eins gilt. Der Bereich tesa ist mit fast 4.000 Mitarbeitern in über 100 Ländern vertreten. Neben bekannten Endverbraucherprodukten spielen hier auch Lösungen für die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Automobil-, Druck- und Papierindustrie eine wichtige Rolle. Börsennotiert ist Beiersdorf bereits seit 1948, 2008 wurde die Aktie in den Deutschen Aktienindex DAX aufgenommen.
Fundamentale Daten
Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten konnte der Beiersdorf-Konzern stets mit einer soliden Umsatzentwicklung und meist stabilen Ertragsdaten punkten. Im Geschäftsjahr 2008 stieg der Konzernumsatz währungsbereinigt um 10,6%. Überdurchschnittlich entwickelte sich hier die Sparte Consumer mit einem Plus von 12,3%, während tesa lediglich 1,3% zulegen konnte. In Europa (Umsatzanteil 68,5%) wurde ein Wachstum von 5,4% erreicht. In Amerika (17,6%) betrug der Zuwachs währungsbereinigt 11,9% und in der Region Afrika/Asien/Australien (13,9%) wurde ein Plus von 34,2 % verzeichnet. Das Betriebsergebnis (EBIT) ohne Sondereffekte lag mit 696 Mio. € knapp über dem Vorjahreswert, die EBIT-Umsatzrendite ging von 12,4% auf 11,7% zurück. Trotz eines deutlich erhöhten Steueraufwands kletterte das Ergebnis nach Steuern von 442 Mio. € auf 567 Mio. €; die Umsatzrendite nach Steuern betrug 9,5% nach 8,0%.
In den ersten neun Monaten 2009 sorgte die Wirtschaftskrise für Belastungen. Der Konzernumsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7% auf 4,4 Mrd. € zurück. Während sich die Consumer-Sparte jedoch mit einem Plus von 0,9% auf 3,8 Mrd. € vergleichsweise gut behaupten konnte, verzeichnete die – wesentlich kleinere – tesa-Sparte ein Minus von 16,9% auf 0,5 Mrd. €. Das EBIT ohne Sondereffekte gab um 20,6% auf 435 Mio. € nach und die EBIT-Umsatzrendite wurde mit 10,0% nach 12,1% ausgewiesen. Nach Steuern verdiente Beiersdorf 289 Mio. €, was einem Minus von 28,1% entspricht. Die Umsatzrendite nach Steuern stellte sich auf 6,6% nach 8,8%. In der Consumer-Sparte schlug sich die Wirtschaftskrise vor allem bei hochpreisigen Produkten nieder, während sich in der tesa-Sparte das starke Industrie-Engagement des Unternehmens deutlich negativ auswirkte.
Entsprechend dürfte Beiersdorf im Gesamtjahr 2009 den Vorjahresumsatz nicht erreichen und auch die Ertragszahlen dürften deutlich unter den – noch sehr guten – Werten von 2008 liegen. Ab 2010 sehen Analysten jedoch gute Chancen insbesondere in der Consumer-Sparte. Positive Impulse werden auch durch das vergleichsweise starke Engagement in China, Russland und Brasilien erwartet. Der Gewinn je Aktie sollte sich von voraussichtlich 1,65 € auf 2,00 € verbessern lassen. Als Kursziele nennen etwa JP Morgan 47 €, die SEB sogar 51 €.
Charttechnische Daten
Seit vielen Jahren präsentiert sich die Beiersdorf-Aktie als klarer Wachstumswert: Zwischen 1988 und 2002 verbesserte sich der Kurs von 3,50 € auf über 45 € und auch die Rückgänge im Zuge der Aktienbaisse 2000/03 wurden schnell wieder aufgeholt. Nach einer deutlichen Kurskorrektur in den Jahren 2007 und 2008 konnte sich die Notierung inzwischen wieder erholen und dabei auch den Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt deutlich überschreiten.
Gesamtmarkttrend
Die deutsche Börse entwickelte sich in den vergangenen Monaten ausgesprochen stabil, wobei die positive Stimmung insbesondere durch Hoffnungen auf ein Ende der Wirtschaftskrise geprägt wird. Sollte es in den kommenden Wochen keine größeren Rückschläge bei den Unternehmensentwicklungen geben, bestehen gute Aussichten, dass der DAX die psychologisch wichtige 6.000-Punkte-Marke überschreiten kann.
Fazit
Dass der Beiersdorf-Konzern wie die meisten Konsumfirmen unter der Wirtschaftskrise leidet, war schon seit Längerem abzusehen. Mittel- bis langfristig sollte das Unternehmen jedoch wieder solide Wachstumszahlen generieren können.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(24):13-13