Wertpapier im Test

adidas-Aktie


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Unternehmen

Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg fertigte der Schuhmachersohn Adolf „Adi“ Dassler seine ersten Sportschuhe aus Leinen. 1920 übernahm er den väterlichen Betrieb, 1924 stieg sein Bruder Rudolf Dassler in das Unternehmen ein. 1925 wurden die ersten Fußballschuhe mit auswechselba­ren Stollen sowie Rennschuhe mit Spikes auf den Markt gebracht. Nach einem Zerwürfnis der Brüder Dassler nach dem Zweiten Weltkrieg trennten sich ihre Wege. Adolf Dassler gründete die Firma „adidas“, sein Bruder Rudolf nannte sein Unternehmen „Puma“.

In den folgenden Jahrzehnten erlebte adidas einen schnellen Aufschwung und wurde bald schon zu einer der wichtigsten Weltmarken im Bereich Sportschuhe. Nach dem Tod „Adi“ Dasslers im Jahr 1978 übernahm zunächst seine Frau Käthe die Firma, die zunehmend in wirtschaftliche Bedrängnis geriet. 1995 entschied man sich für den Börsengang und es folgte eine Erholung. 1997 setzte adidas seine Expansionsstrategie mit dem Kauf der Salomon-Gruppe fort. Allerdings konnte Salomon die hochgesteckten Er­wartungen nicht erfüllen und so trennte sich adidas 2005 wieder von der Tochtergesellschaft. Ein bedeutender Schritt erfolgte 2006 mit der Akquisition des bisherigen Konkurrenten Reebok Int. Ltd.

Heute ist adidas einer der weltgrößten Anbieter von Produkten rund um den Sport, der mit über 170 Tochtergesellschaften weltweit vertreten ist. Rund 31% des Umsatzes werden in Westeuropa erzielt, 23% in Nordamerika, 10% in Lateinamerika, 11% in den europäischen Schwellenländern, 9% in China sowie weitere 16% in den anderen asiati­schen Märkten. 45% des Umsatzes erwirtschaftet adidas mit Schuhen, weitere 45% mit Bekleidung und 10% mit Zubehör. Die Geschäftstätigkeit ist seit Ende 2009 in die Segmente Großhandel, Einzelhandel, TaylorMade-adidas Golf, Rockport, Reebok-CCM Hockey sowie „andere zentral geführte Marken“ gegliedert.

Fundamentale Daten

Nachdem adidas seine Krisen der 1990er-Jahre überwinden konnte, weist das Unternehmen solide Wachstumsraten bei Umsatz und Ertrag auf. Allerdings hat sich die Wirtschaftskrise im Jahresabschluss 2009 in erheblichem Umfang niedergeschlagen. Der Umsatz ging um 4% (währungsbereinigt: 6%) auf 10,4 Mrd. € zurück. Dabei lag das Minus in Westeuropa bei 8% (5%) und in China sogar bei 10% (16%). Hingegen konnten die anderen asiatischen Märkte um 4% (-3%) zulegen, in Lateinamerika wurde sogar ein Wachstum von 13% (19%) erreicht. Spartenbezogen wurde im Großhandel ein Minus von 8% (9%) ausgewiesen, hingegen konnte der Einzelhandel den Umsatz immerhin um 10% (7%) verbessern.

Das Bruttoergebnis wurde mit 4,7 Mrd. € nach 5,3 Mrd. € ausgewiesen. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielte das Unternehmen ein EBITDA von 780 Mio. € nach 1,3 Mrd. €. Der Gewinn vor Steuern verringerte sich um 60% auf 358 Mio. €. Davon entfällt auf die Anteilseigner ein Gewinn von 245 Mio. €, was ein Minus von 62% gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Pro Aktie verdiente adidas im Geschäftsjahr 2009 1,22 € nach 3,07 €. Deutlich vorangekommen ist adidas beim Schuldenabbau: Die Net­to­finanzverbindlichkeiten wur­den von 2,2 Mrd. € auf 0,9 Mrd. € reduziert.

Vorsichtig optimistisch gibt sich adidas für das Geschäftsjahr 2010. Beim Umsatz wird ein Anstieg im „niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich“ erwartet. Positive Impulse sollten dabei insbesondere die Fußballweltmeisterschaft sowie die deutlich ausgebaute Präsenz in den schnell wachsenden Schwellenländern, insbesondere in Lateiname­rika, liefern. Als Folge der rückgeführten Verschuldung, aber auch einer Verbesserung der Marge wird ein deutlicher Anstieg des Gewinns prognostiziert. Je Aktie will adidas zwischen 1,90 € und 2,15 € (nach 1,22 €) erzielen, was dem Kurs wieder Potenzial gibt. Entscheidend für diese Entwicklung ist insbesondere, ob sich Kon­junk­tur und Konsumverhalten im weiteren Jahresverlauf deutlich verbessern können.

Charttechnische Daten

Nach dem Börsengang 1995 konnte sich der Kurs der adidas-Aktie mehr als verfünf­fachen. Dem folgte im Zuge der Asien-Krise ein massiver Rückschlag. Ungeachtet der allgemeinen Börsenschwäche begann Anfang 2000 ein Aufschwung, der den Kurs von rund 12,50 € auf über 50 € klettern ließ. Nach einem ausgesprochen schwachen Jahr 2008 folgte mittlerweile wieder eine Erholung. Aus charttechnischer Sicht ist dabei der zuletzt deutlich ausgebaute Abstand zum Gleitenden 200-Tage-Durchschnitt positiv zu bewerten.

Gesamtmarkttrend

Die Deutsche Börse befindet sich seit Frühjahr 2009 zwar immer noch in einem Aufwärts­trend. Allerdings war der DAX nach dem Scheitern an der psychologisch wichtigen Marke von 6.000 Punkten zunächst – erwartungsgemäß – in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Nachdem der Index die 6.000er-Marke inzwischen wieder überschreiten konnte, bestehen durchaus Chancen auf einen weiteren Kursanstieg. Sollte es jedoch zu einem stärkeren Rückschlag kommen, muss vorerst mit anhaltenden Unsicherheiten, möglicherweise sogar mit einem Rückgang bis in den Bereich von 5.200 Punkten gerechnet werden.

Fazit

Vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft dürfte adidas in den kommenden Wochen im Fokus der Anle­‑ ger stehen. Gelingt dem Un­terneh­men die angestrebte Stabi­li­sie­rung der Ertragslage, bestehen mittelfristig Chancen auf weitere Kursgewinne.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(08):12-12