Investmentfonds

Die richtige Strategie zum Erfolg


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Fragt man bei Banken und Sparkassen nach einer attraktiven Geldanlage, gibt es meist nur eine Antwort: Investmentfonds seien die optimale Form der Vermögensbildung. Doch gerade jetzt lohnt es sich, die betreffenden Angebote kritisch zu hinterfragen.

In den 1990er-Jahren war ihr Image noch weitgehend intakt. Investmentfonds konnten mit Vorteilen wie einem „professi­onellen Management“ und ei­ner „breiten Diversifizierung“ punkten, auch die Rendite war oftmals akzeptabel. Entsprechend standen Fonds weitgehend gleichwertig neben anderen Anlageklassen wie Aktien oder Rentenwerten.

Doch dann erkannten Banken und Sparkassen, dass sie ihr Geld mit hauseigenen Fondsprodukten weitaus leichter verdienen konnten als etwa mit dem beratungsintensiven Aktienhandel. Die Provisionen waren höher, der Verweis auf den Fondsprospekt genügte beim Verkauf. Und während eventuelle Schieflagen von explizit empfohlenen Aktien den Kunden verärgerten, konnten schlechte Renditen einer Fondsbeteiligung dem – anonymen – Management der Kapitalanlagegesellschaft angelastet werden.

Zahlreiche neue Fonds sowie Koppelungsmodelle wie etwa die fondsgebundene Vermögensverwaltung oder die Bündelung mehrerer Fonds in sogenannten Dachfonds wurden nun ins Leben gerufen. Das Geschäft lief prächtig: Manche Fonds konnten binnen weniger Monate zweistellige Milliardenbeträge einsammeln – was sich bei einem Ausgabeaufschlag von bis zu 5,5% und einer jährlichen Verwaltungsvergütung von durchschnittlich 1,75% zweifellos rechnete. „Zugpferde“ waren dabei insbesondere „neue“ Anlageideen wie der seinerzeitige Technologieboom, der dem Anleger hohe Gewinne innerhalb kürzester Zeit nahezu garantierte.

Fonds verstärkten Baisse

Das böse Erwachen erfolgte mit der Börsenkrise in den Jahren 2000 bis 2003: Als neue Gewinne ausblieben, zogen enttäuschte Anleger ihre Gelder wieder ab. Die Fonds mussten Teile ihrer Portefeuil­les verkaufen. Und jetzt erwiesen sich die milliardenschwe­ren Volumina mancher Fonds als Handicap: Die Märkte waren nicht mehr aufnahmefähig, sodass sich der Abwärtstrend immer mehr verstärkte. Erst als der Verkaufsdruck im Frühjahr 2003 nach einem Kursverfall von durchschnittlich 80% nachließ, kam es an den Börsen und auch bei den Fonds wieder zu „normalen“ Verhältnissen. Allerdings war beim nachfolgenden Kursanstieg von einem „professionellen Management“ oftmals nicht viel zu spüren: Manche Fondsverwalter waren so vorsichtig geworden, dass sie jetzt den Aufschwung quasi an sich vorüberziehen ließen. Das hinderte einige Fondsanbieter jedoch nicht daran, die Ge­bühren zu erhöhen oder sogar neue Berechnungsmethoden wie etwa eine Erfolgsbeteiligung einzuführen – die in den meisten Fällen alles andere als kundenfreundlich ist.

Dass die Verkaufszahlen bei den Fondsanteilen seit eini-gen Monaten dennoch wieder deutlich steigen, ist vornehmlich auf zwei Gründe zurückzuführen. Zum einen geben Banken und Sparkassen kaum noch konkrete Anlagevorschläge für Rentenwerte oder gar Aktien ab, sondern verweisen nahezu ausnahmslos auf Fonds als Alternative. Unterstützung bekommen sie dabei von den Fondsgesellschaften, die mit umfangreichen Werbekampagnen und Verkaufsförderungsaktionen entsprechende Offerten sponsern. Kunden, die nach einer Beratung Wertpapiere kaufen wollen, werden also quasi direkt zu Fondsanlagen „gezwungen“. Zum anderen sind aber auch die Anleger vorsichtig geworden: Nachdem sie in den vergangenen Jahren viel Geld etwa mit hochspekulativen Technologie-Aktien verloren haben, meiden sie jetzt alles, was nach Risiko aussieht oder was entsprechende Fachkenntnisse erfordert. Und hier erscheinen die Fonds mit ihrem Image des „professionellen Managements“ und der „breiten Streuung“ durchaus wieder als interessante Alternative. Im Übrigen trägt die gute Wertentwicklung vieler Fonds im laufenden Jahr dazu bei, die vorangegangenen Flops vergessen zu machen.

Dennoch sollten sich Anleger vor dem Kauf einige Gedanken machen. Zunächst gilt es zu klären, ob ein Fonds überhaupt die passende Lösung für die eigenen Anlageziele ist. Ein Sparer, der beispielsweise risikoarm ausschließlich am Rentenmarkt investieren will, kann sich bereits ab einem mittleren fünfstelligen Betrag selbst ein gut sortiertes Portefeuille an Rentenwerten aufbauen – und dies wesentlich preiswerter als über den Umweg des Fonds. Hilfestellung bieten ihm dabei Vergleichstabellen, die etwa die Discountbroker ihren Kunden im Internet zur Verfügung stellen sowie die Seiten der Börsen, z.B. die des Stuttgarter Bondmarkts. Aber auch Ak­tienfans können mit der gezielten Auswahl einzelner Werte, die sie laufend beobachten, interessante Gewinne machen. Steht entsprechendes Kapital zur Verfügung, kann dabei auch eine breite Streuung erreicht werden, z.B. analog zur AWA-Dividendenstrategie. Wer auf ganze Märkte setzen möchte, ist oftmals mit Exchange Traded Funds (ETFs) gut beraten, liegen die Kosten aufgrund des fehlenden aktiven Managements doch deutlich unter den Gebühren einer Fondsanlage.

Fonds für Kleinsparer

Andererseits kommt die Fondsanlage durchaus in Betracht, wenn z.B. regelmäßig kleinere Beträge am Aktienmarkt angelegt werden sollen. Aber auch wer sich in ganzen Regionen engagieren möchte, z.B. in Asien, ist mit einem Fonds meist gut beraten. Vergleichbares gilt für Anleger, die nach etwas chancenrei­cheren Investments im Rentenbereich suchen: Fonds mit Unternehmensanleihen sind hier häufig besser geeignet als die Direktanlage, die ohnehin oftmals erst in Mindest­stückelungen von 50.000 € bis 100.000 € möglich ist.

Basierend auf diesen Anlagezielen gilt der nächste Schritt der konkreten Auswahl eines oder mehrerer Fonds. Dabei sollte jeder Anleger wissen, dass viele Kundenberater die Interessen ihres Arbeitgebers in den Vordergrund stellen. Empfohlen werden also Produkte, für die besondere Verkaufsförderungsaktionen oder Zielvorgaben bestehen. Oftmals handelt es sich auch um neu aufgelegte Fonds, die – glaubt man der Werbung – besonders renditestark sein sollen. Meist ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Die Kosten sind hoch, das Management hat sich noch nicht eingespielt und vielfach sind auch die empfohlenen Themen an der Börse schnell wieder aus der Mode gekommen. Günstiger ist daher die gezielte Auswahl erstklassi­ger, bereits seit Jahren etablierter Fonds. Im Übrigen sollten Sie niemals gleich beim ersten Bankbesuch investieren, sondern sich stattdessen über die Angebote im Internet selbst informieren.

Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Kosten: Aktienfonds mit Ausgabeaufschlägen von 5% sind allenfalls für längerfristig orientierte Anleger interessant. Aber auch hohe Kosten einer fondsgebundenen Vermögensverwaltung oder eines Dachfonds rechnen sich selten. Genau informieren sollten Sie sich auch, wenn eine Erfolgsbeteiligung der Fondsgesellschaft vorgesehen ist. Manchmal wird diese selbst bei einer negativen Wertentwicklung fällig, solange z.B. ein maßgeblicher Index „übertroffen“ wird. Hier ist man mit klassischen Fonds mit z.B. 1,75% Verwaltungsvergütung meist besser beraten.

Gerade bei Fondsanlagen spielt schließlich die Beständigkeit eine wichtige Rolle. Häufiges Umschichten kostet Geld und zehrt an der Performance. Gerade der langfristig orientierte Anleger sollte bei Fonds mit breitem Anlagespektrum auch dann am Investment festhalten, wenn sich die Kurse temporär ungünstig entwickeln. Ein schneller Verkauf ist hingegen angeraten, wenn man einen Fonds mit sehr engem Anlagespektrum – z.B. einen Themenfonds „Mode-Aktien“ – gewählt hat und die Wertentwicklung zu wünschen übrig lässt.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2010; 35(08):14-14