Dr. Christine Ahlheim
Das Spektakel um die Mehrkostenregelung illustriert ein weiteres Mal, wie wenig die gesetzlichen Krankenkassen dazu bereit sind, auf ihren durch die Rabattverträge gewonnenen Einfluss auf die Arzneimittelversorgung zumindest zu einem kleinen Teil wieder zu verzichten. Dabei ist die von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler durchgesetzte Lösung durchaus sinnvoll: Wer statt des Rabattvertrags- sein Wunschmedikament haben möchte, kann nun einfach die Differenz draufzahlen.
Oder besser: könnte. Denn die Krankenkassen setzen – teils durch Desinformation, teils durch Kolportieren minimaler Erstattungssummen – alles daran, die Mehrkostenregelung zu konterkarieren und die Versicherten davon abzuhalten, sie auch zu nutzen. Damit führen sie die Politik vor: Rösler wollte den GKV-Patienten etwas mehr Wahlfreiheit zugestehen und die negativen Seiten der Rabattverträge abmildern. Diese löbliche Absicht wird nun durch das Machtspiel der Kassen durchkreuzt.
Die Politik sollte sich gut überlegen, wie lange sie noch an einem System festhalten will, das das Gros der Bevölkerung in die gesetzliche Krankenversicherung zwingt. Denn erst dieser Zwang ermöglicht es ja den Kassen, mit ihren Versicherten auf Gutsherrenart umzuspringen. Könnte jeder Bürger frei entscheiden, wo und zu welchem Preis er sich versichert, entstünde ein echter Wettbewerb zwischen den Anbietern, der Versicherte würde als Kunde und nicht – trotz teils enormer Beiträge – als Bittsteller behandelt. Schikanen wie aktuell bei der Mehrkostenregelung dürften dann auch ganz schnell der Vergangenheit angehören...
Deutscher Apotheker Verlag
AWA -Redaktion
Dr. Christine Ahlheim M.A.
Apothekerin
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(02):2-2