Was bedeutet eigentlich...?

Öffnungszeiten


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Von der 40-Stunden-Woche bis rund um die Uhr

Typische kleinere Apotheken mit Mittagspause haben etwa 45 bis 50 Stunden regulär in der Woche offen (=2.346h bis 2.607h p.a.), manch eine bringt es gar nur auf etwa 40 Stunden (rund 2.085h p.a.). Ohne Mittagspause, von 8:30 bis 18:00 bzw. 18:30, und mit einem „halben Samstag“ werden es bereits etwa 52 bis 55 Wochenstunden oder 2.711 bis 2.868 Jahresstunden.

Die klassische Center-Apotheke (8:00 bis 20:00 Montag bis Samstag) kommt auf 72 Wochenstunden respektive 3.754 Jahres­stunden. Wer gar von 8:00 bis 22:00 „in der Bütt“ steht (auch das gibt es), kommt auf 84 bzw. 4.380 Wochen-/Jahresstunden regulär ohne Notdienste. Die wenigen „24/7“-Apotheken (immer offen, z.B. Berliner Hauptbahnhof) decken gewaltige 8.760 Stunden ab!

Konsequenzen und Ableitungen

Die Zahl der Öffnungsstunden ist eine zentrale Bezugsgröße bei der Ermittlung von Aufwands-/Nutzen-Relationen, erst recht für Filialen mit hohen Personalkosten. Daher lohnt es, Kostenpositionen und Gewinnkennziffern einmal in Relation zu den Öffnungszeiten zu setzen (in Klammern stehen die Anhaltswerte für die Durchschnitts-Offizinapotheke):

  • Umsatz und Rohertrag je Öffnungsstunde (etwa 700€ bzw. um 180€),
  • ... erwirtschaftetes EBITDA (60€ bis 75€),
  • ... Personalkosten (70€ bis 80€),
  • ... Raumkosten (15€ bis 20€),
  • ... alle sonstigen Kosten (40€ bis 45€).

Eine kleinere Landapotheke mit geringen Kosten kann sogar ein überdurchschnittliches EBITDA je Stunde erzielen! Umgekehrt schafft es so manche Center-Apotheke nicht, adäquate Gewinne je Zeiteinheit zu erwirtschaften.

Problemfall: Apotheken mit wenig Personal

Besonders pikant werden diese Rechnungen, wenn ein Großteil der Öffnungsstunden seitens des Inhabers bzw. der Inhaberin „abgedient“ werden muss. Diese spüren die oben genannten Zahlen leibhaftig in den Knochen, während es für größere, gut mit Personal abgedeckte Betriebe in erster Linie betriebswirtschaft­liche Rechenexempel sind.

Für die Notdienstzeiten bietet es sich an, die Bereitschaftsstunden pro Jahr zu erfassen und mit den Umsätzen, Roherträgen sowie der Notdienstpauschale einerseits und dem Aufwand andererseits (in erster Linie Personal, sodann kalkulatorisch die sons­tigen Kosten je Stunde) abzu­gleichen.

Fazit: Es zählt nicht nur der ab­solute Erfolg eines Betriebs, sondern auch das „Rad, das dafür gedreht werden muss“. Die Öffnungszeiten sind hierfür ein guter Indikator.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(10):7-7