Prof. Dr. Reinhard Herzog
Der Kauf von festverzinslichen Wertpapieren, Aktien etc. ist eigentlich ganz einfach: Auftrag erteilen, Geld bereitstellen und schon sind die Papiere im Depot eingebucht. Genauso beim Verkauf: Börsenaufträge werden meist binnen weniger Minuten ausgeführt, spätestens nach drei Tagen ist das Geld wieder dem Girokonto gutgeschrieben.
Die Probleme beginnen jedoch im Detail: Wer erstmals mit Wertpapieren handeln möchte, benötigt zunächst ein Depot – bei der Hausbank oder einem der zahlreichen Onlinebroker. Das Depot bei der Hausbank hat den Vorteil, dass im Regelfall ein Berater Hilfestellung bei den Anlageentscheidungen gibt, Aufträge telefonisch „von Mensch zu Mensch“ erteilt werden können und der Depotwert ggf. auch bei der Aufnahme von Krediten eine Rolle spielt. Verbunden sind damit jedoch zwei Nachteile: Berater empfehlen in erster Linie Produkte, an denen sie bzw. ihre Arbeitgeber am meisten verdienen, also Investmentfonds mit hohen Ausgabeaufschlägen. Eine Beratung etwa in Hinblick auf die wesentlich spesengünstigeren Exchange Traded Funds (ETFs) oder gar Aktien findet indes kaum statt. Zudem werden im Regelfall hohe Transaktionsspesen und Depotgebühren berechnet.
Bis zu 80% dieser Kosten lassen sich einsparen, wählt man einen Onlinebroker. Hier läuft die gesamte Transaktionsabwicklung über den heimischen PC, die Freigabe von Aufträgen erfolgt ähnlich wie die Legitimation beim Onlinebanking. Der Nachteil: Eine Beratung findet im Regelfall nicht statt oder muss separat bezahlt werden. Stattdessen wählt der Kunde selbst aus, welche Wertpapiere er wann kaufen und verkaufen möchte. Allerdings bieten die meisten Handelshäuser auf ihren Internetseiten weiterführende Informationen sowie kostenlose „Webinare“, also Schulungsvideos zum Börsenhandel, zur Wertpapierauswahl und zu Fragen zum aktuellen Börsengeschehen.
Auswahl des richtigenOnlinebrokers
Nicht einfach ist es allerdings, den „richtigen“ Onlinebroker zu finden. Die Gebührentabellen bieten wenig Transparenz, die Eigenwerbung gibt oft vollmundige Versprechungen. Dies gilt insbesondere für Anbieter, die sich in erster Linie an Spekulanten und sogenannte Day-Trader wenden und diese mit einer sekundenschnellen Ausführung locken. Gut beraten sind Einsteiger daher, wenn sie – zumindest zunächst – eines der großen Handelshäuser wählen wie beispielsweise die Commerzbank-Tochter comdirect, den Sparkassen-Anbieter S broker oder die Consorsbank, die, wie inzwischen auch die einstige Hypo-Tochter DAB Bank, zur französischen BNP Paribas gehört. Denn hier werden nicht nur kostengünstige Börsentransaktionen angeboten, sondern auch vergleichsweise renditestarke Tages- und Festgelder. Neukunden können zudem von attraktiven Prämien und Garantiezinsen für mehrere Monate profitieren, sodass man sich zunächst einmal an das neue Angebot „gewöhnen“ kann. Die Transaktionsspesen sind meist sehr fair und oftmals werden besondere Schnäppchen – etwa der kostenfreie Kauf von Investmentfonds – offeriert. Depotgebühren sind zumindest ab gewissen Mindestumsätzen ein Fremdwort.
Der eigentliche Wertpapierkauf ist dann ganz einfach. Hat man sich für ein Papier entschieden, wählt man die Ordermaske des Dienstleisters. Nach Eingabe der gewünschten Stückzahl (bei Aktien und zahlreichen anderen Produkten) bzw. des Nominalwerts (bei Anleihen) wird man zur Auswahl des Börsenplatzes geführt. Die Freigabe der Order erfolgt schließlich ähnlich wie beim Onlinebanking, die Abrechnung steht am Folgetag zum Abruf bereit. Und wer zunächst etwas „üben“ möchte, kann dies meist ebenfalls online z.B. über Musterdepots und Watchlisten machen, ohne dabei eigenes Geld einsetzen zu müssen.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(13):13-13