Prof. Dr. Reinhard Herzog
8,35 € netto gesteht der Gesetzgeber den Apotheken zu, zuzüglich 3 % zumeist auf den Listen-Apothekeneinkaufspreis AEP, zuzüglich eigener Rabatte und abzüglich Krankenkassenrabatte. Dazu kommen 16 Cent netto für den Notdienstfonds. Diese müssen freilich erst einmal dorthin abgeführt werden und kommen dann je nach Zahl der geleisteten Dienste mehr oder weniger wieder zurück. Manch einer erhält mehr aus dem Topf als er einbezahlt (Landapotheken!), andere zahlen mehr, als sie zurückerhalten. Sinnvollerweise bucht man diese Notdienstpauschalen separat unter „Dienstleistungen sonstiger Art“ und rechnet sie nicht dem Stückertrag hinzu. Nun kommt der leidige Krankenkassen-Zwangsrabatt ins Spiel. Auf 1,77 € ist er jetzt festgeschrieben, wobei man die Gesetze, die das festschreiben, auch wieder ändern kann...
Brutto-Netto-Problematik
Dies ist ein Bruttowert einschließlich Mehrwertsteuer. Für die Apotheke zählt das steuerliche Netto. Das erhält man, wenn man 1,77 € durch 1,19 dividiert. Der effektive Nettorabatt beträgt damit gerundet 1,49 €. Der Festaufschlag für Rx-Fertigarzneimittel in der GKV beträgt damit 8,35 € minus 1,49 €, macht unter dem Strich 6,86 € (zuzüglich der Notdienstvergütung). Dazu kommen die variablen Anteile: Gesetzliche 3 % plus Großhandels- und Industrierabatte. Hierbei sollten Hochpreiser und die „normalen“ Packungen unterschieden werden, da die Rabattmodalitäten stark differieren.
Bedeutsame variable Anteile?
Auf die „normalen“ Packungen kommen heute im statistischen Schnitt rund 0,90 € gesetzlich-variable Vergütung hinzu, und je nach Großhandelskonditionen i.A. mindestens das Gleiche, teils deutlich mehr an Rabatt obenauf. Damit bewegen sich – siehe Tabelle – die realen Rx-Stückerträge für über 99 % der Packungen („Normalsegment“) im Schnitt bei etwa 9,00 € (GKV) bzw. rund 10,50 € (private Verordnungen). Bei den „Hochpreisern“ (ApU >1.200 €) liegen die effektiv erzielten Stückerträge heute bei im Schnitt etwa 100 € bis 120 € – mit sehr starken individuellen Schwankungen.
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Anteil der Festvergütung
Ab einem Einkaufswert von ca. 229 € übersteigt der variable Anteil die GKV-Fixpauschale, bei Privatverordnungen liegt die Grenze bei rund 278 €. Ein Großhandelsrabatt von 3 % halbiert diese Werte, marktübliche Rabatte drücken die Schwellen, ab welchen die variable Vergütung die feste überschreitet, meist unter 100 € Einkaufswert. Über den gesamten Rx-Fertigarzneimittelmarkt machen die variablen Anteile inklusive erhaltener, nur schätzbarer Großhandels- und Industrierabatte gut 25 % aus, der Fixanteil beträgt damit etwas unter 75 % der erwirtschafteten Roherträge. Individuell kann das Verhältnis natürlich anders aussehen. Ohne Rabatte liegt der variable Anteil dagegen tatsächlich nur bei etwa 14 %. Das Drehen an der Schraube „Packungs-Fixhonorar“ hat somit in der Tat die größte Bedeutung. Zudem schöpft der „Kassenrabatt“ die eigenen Großhandelsrabatte i.d.R. vollkommen ab...
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(15):7-7