Prof. Dr. Reinhard Herzog
Das untersuchte Segment umfasst neben den klassischen verschreibungsfreien Arzneimitteln auch „Gesundheitsmittel“ wie Diätetika und Nahrungsergänzungsprodukte sowie eine Reihe von Medizinprodukten. In den Apothekenzahlen sind zudem die verordneten Non-Rx-Arzneimittel enthalten.
Bei den publizierten Umsätzen handelt es sich dabei um real am Markt erzielte Brutto-Endkundenpreise inklusive Mehrwertsteuer.
Als Zeitraum dient der MAT (Moving Annual Total), d.h., die laufend fortgeschriebenen Daten der letzten 12 Monate. Die hiesigen Werte umfassen also den Zeitraum von Oktober 2014 bis einschließlich September 2015.
Marktanteile
Mit rund 77% nach Umsatz halten die Offizin-Apotheken nach wie vor den mit Abstand größten Anteil am OTC- und Gesundheitsmittelmarkt, der immerhin gut 9 Mrd.€ schwer ist (ohne Mehrwertsteuer ca. 7,7 Mrd. €). Die Versandapotheken schneiden sich 11,3% aus diesem Markt heraus. Damit bleiben vergleichsweise kümmerliche 11,5% nach Umsatz für die Drogeriemärkte, Lebensmittler und Sonstige. Die Mrd.-€-Grenze wird von diesen allen zusammen gerade mal brutto geknackt.
Erheblich anders sieht es jedoch nach Packungen aus. Hier beträgt der Marktanteil der Offizinen nur noch 55,7%, Versandapotheken erzielen unterproportionale 7,4% (Grund: höhere Packungswerte, viele Bestellungen typischer Hochpreis-OTC). Die „Anderen“ erreichen hingegen schon beachtlichere 37% nach Absatzmenge. Mit anderen Worten: Beim Kampf um die „Köpfe“ schneiden dm, Rossmann und Co. (und durchaus die Verbrauchermärkte mit allein 13,9% Marktanteil) gar nicht mehr so schlecht ab. Das ist nach wie vor ein Warnsignal, andere Handelskanäle durchaus ernst zu nehmen, wenn auch nicht zu dramatisieren. Der Knackpunkt dort: Trotz zwischenzeitlich qualitativ durchaus ordentlicher Produkte fehlt einfach die Hilfe und Beratung im Dschungel der Produktvielfalt.
Rezeptanteile
Versandapotheken schöpfen den weit überwiegenden Umsatz heute aus dem OTC-Segment – aber nicht auf Rezept. Nur rund 1% des OTC-Umsatzes erfolgt dort infolge einer Verordnung. Die Rezepte landen nach wie vor fast vollumfänglich in der Apotheke vor Ort. Selbstredend fallen in den anderen Handelskanälen gar keine Rezepte an.
In den Vor-Ort-Apotheken entfällt rund ein Fünftel auf Verordnungen, nach Umsatz etwas mehr als nach Stückzahl.
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Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(22):9-9