Prof. Dr. Reinhard Herzog
Der Energiebedarf der Apotheke setzt sich aus dem Stromverbrauch und dem Aufwand für Heizung bzw. Klimatisierung (soweit nicht im Stromverbrauch enthalten) zusammen, mit der Energieeinheit Kilowattstunde (1 kWh = 3,6 Megajoule = ca. 860 Kilokalorien). 860 kcal entsprechen einer ordentlichen Mahlzeit, während eine Kilowattstunde Stromverbrauch kaum wahrgenommen wird. Aus der Stromrechnung geht der Energieverbrauch in kWh klar hervor. Solaranlagenbesitzer können den erzeugten und selbst verbrauchten Strom an ihrer Anlage ablesen. Bei den Heizkosten muss man genauer hinschauen. Doch auch hier ist der Verbrauch in kWh aufgeschlüsselt.
In eigenen Räumlichkeiten stellt sich die Frage, ob eine getrennte Verbrauchsaufstellung der betrieblichen und ggf. privat genutzten Flächen möglich ist. Die Tabelle zeigt einige Umrechnungsfaktoren und Daten.
Die entscheidene Kennzahl ist jetzt die aufgewendete Energie pro Jahr in kWh geteilt durch die Gesamtzahl an umgesetzten Packungen im gleichen Zeitraum. Diese Kennzahl ist vor allem im Vergleich über die Jahre hinweg sehr anschaulich: Werden Sie, bezogen auf die einzelne Packung, energieeffizienter? Im Übrigen sind Werte über 0,5 kWh pro Packung nicht selten. Umgekehrt kann es auch mit der Hälfte gehen, wobei kundenstarke, aber trotzdem flächenmäßig eher kleine Apotheken klar im Vorteil liegen. Manch Landapotheke in großzügigen Räumen mit eher geringem Kundenaufkommen und Packungsumschlag schneidet dagegen ungünstig ab.
Mit den Tabellenwerten lässt sich zudem eine erste CO2-Bilanz aufstellen: CO2-Aufwand der Apotheke je Packung. Die Stromrechnung weist den CO2-Ausstoß beim jeweiligen Strommix meist individuell aus, im Bundesschnitt sind es ca. 570 g je kWh.
Botendienst analysieren
Als nächstes kommt Ihr Botendienst auf den Öko-Prüfstand. Wie viele Packungen werden im Jahr ausgeliefert, und welche Kilometeranzahl mit welchem Verbrauch verbirgt sich dahinter? Da kommen je Packung ganz beachtliche Werte zusammen. Je Liter Benzin werden rund 2.340 Gramm CO2 ausgestoßen, je Liter Diesel sind es etwa 2.650 g. Rechnet man die Herstell- und Distributionskette („Vorkette“) ein, sind es fast 3.000 g je Liter, etwa gleich bei Benzin und Diesel.
Bei z.B. 15 km pro Tag = 4.500 km p.a., 3.000 gelieferten Packungen p.a. und 6,5 l/100 km Verbrauch kommen wir auf rund 0,1 Liter Sprit je Packung; das bedeutet immerhin gut 230 g CO2 bei Benzin oder 265 g CO2 bei Diesel. Ein Elektrofahrzeug emittiert beim derzeitigen Strommix allerdings ebenfalls ca. 570 g CO2 je kWh, bei Verbrauchswerten um 0,15 bis 0,2 kWh je Kilometer entspricht dies etwa 85 g bis 115 g CO2. In unserem obigen Auslieferungsbeispiel ergeben sich auch für die Elektroversion 130 bis 170 g CO2 je Packung – es sei denn, Sie laden mit (eigener?) regenerativer Energie.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2015; 40(24):8-8