Editorial

Am seidenen Faden


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Wir werden wohl in ein eher gutes Wirtschaftsjahr gehen, in unserer Branche und gesamtwirtschaftlich. Die Flüchtlinge könnten das diesjährige Wirtschaftswachstum in der Größenordnung von gut 1 % beflügeln. Eine ganze „Asylindustrie“ jubelt. Doch es ist eine Scheinblüte, bezahlt aus unserem Vermögensstock oder gar mit Schulden. Jeder spürt: Folgenschwere Veränderungen liegen in der Luft, und wir agieren auf wackeligem Boden, zumal ganze Industriezweige zunehmend fragil dastehen. Einen zündenden Masterplan hat niemand – und hatte ihn auch früher für die Gesellschaft nie.

Ein Spruch lautet: „Ängste essen die Seele auf“. Die Sorgen um die eigene Sicherheit steigen. Ein Gefährdungs-Check kann da nicht schaden. Gleichwohl sind Vernunft und Augenmaß gefragt, irrationale Ängste fehl am Platz.

Es ist auch die Zeit der eher leisen Töne und nicht für Forderungen insbesondere für Dinge, über deren Sinn man trefflich diskutieren kann und für die ebenfalls der überzeugende Masterplan fehlt. Sinnfragen eines so traditionsreichen Berufs wie unserem passen nicht zur aktuellen Lage. Die Verantwortlichen haben andere Sorgen.

Stattdessen ist das elegante Segeln unter dem Radarschirm angesagt: Nutzen Sie geräuscharm die unbestreitbaren Vorteile des Systems. Statt „großer Würfe“ kleine Schritte, um den Alltag lebenswerter zu machen. Übrigens: Den anderen Mitspielern inklusive Kostenträgern macht die Bürokratie auch keinen Spaß!

Herzlichst,

Ihr Dr. Reinhard Herzog

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(03):2-2