Gewinn mit Qualitätsaktien

Nadelsuche im Heuhaufen?


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Das Gewinnpotenzial einer unternehmerischen Beteiligung an herausragenden Firmen – am einfachsten in Form von Aktien – ist unbestritten. Doch wie lassen sich solche Qualitätswerte aufspüren? Ein neuer „Qualitätsaktien-Index“ (QIX) bereichert seit Kurzem die Anlegerszene.

„Selektion ist Trumpf“! Dieser altbekannte Satz ist universell gültig, hilft aber insbesondere denjenigen Zeitgenossen nicht weiter, welche nicht die Zeit, die Lust oder schlicht nicht das Know-how für eine vertiefte Auswahl an Kapitalanlagevehikeln haben. Die alternativen Wege führen dann häufig zu (Bank-)Empfehlungen, welche – nicht ganz uneigennützig – oft eigene „Produkte“ des jeweiligen Institutes umfassen, gerne diverse Fonds mit beachtlichen Kosten. Viele Fonds schaffen es nicht einmal, die entsprechenden Vergleichsindizes zu erreichen, erst recht nicht stabil über lange Zeiträume.

Da kann man gleich auf die Indizes selbst setzen. Weitaus kostengünstigere und „schlankere“ Papiere in Form diverser Zertifikate tun genau dies, indem sie diese Indizes 1:1 abbilden. Von diesen Indizes gibt es freilich zig verschiedene mit teils exotischer Anmutung. Bodenständige Naturen werden daher auf deutsche Kursbarometer wie den DAX, MDAX oder SDAX setzen, international orientierte auf ausgewählte, große Auslands-Indizes oder gar den MSCI World.

Damit fährt man im Vergleich zu vielen Fonds oftmals besser, freilich muss man sehr genau hinschauen, was man überhaupt in den Händen hält. Meist hält man keine Aktienbeteiligungen, sondern letztlich steht der Emittent für den Wert eines solchen Finanzkonstruktes gerade. Wenn dieser wackelt, steht das Papier ggf. im Feuer! Das sollte man sich sehr genau ansehen; die Prospekte der jeweiligen Papiere sind in der Regel im Internet einsehbar.

Eine erwägenswerte Bereicherung ist unlängst in Form des deutschen „Qualitätsaktien-Index“ (QIX, WKN: SLA13N) auf den Markt gekommen. Entwickelt von der TraderFox GmbH in Reutlingen in Kooperation mit dem Finanzportal www.finanzen.net, hat die UBS ein „Open end“-Zertifikat auf Basis dieses neuen QIX kreiert (WKN: UBS1QX, gehandelt u.a. an den Börsen Frankfurt und Stuttgart).

Interessante Auswahlkriterien

Der Ansatz: Es findet eine transparente Selektion von 25 Aktienwerten aus einem Pool von 100 deutschen Aktiengesellschaften statt. Dies wird halbjährlich überprüft, und jede Aktie ist in diesem „Korb“ anfänglich in gleichem Umfang enthalten. Maßgebend sind insgesamt 14 Kriterien mit feststehenden Gewichtungsfaktoren, die eine überdurchschnittliche Performance versprechen:

  • Eigenkapitalrendite (zu 15 %) und Eigenkapitalquote (zu 10 %),
  • die Nettogewinnmarge (10 %) und deren Stabilität (10 %),
  • das Umsatzwachstum (5 %) und dessen Nachhaltigkeit (5 %),
  • das Dividendenwachstum (5 %) und dessen Nachhaltigkeit (5 %) sowie die absoluten Dividendenrenditen (2,5 %),
  • daneben Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Volatilität (= Höhe der Kursschwankungen).

Diese Auswahlkriterien erscheinen durchaus vernünftig und chancenreich angelegt.

Als Kritikpunkte kann man die Beschränkung auf deutsche Werte sowie die Vorselektion von 100 „geeigneten“ Werten anführen, weiterhin die Managementgebühr von 1,5 % pro Jahr (!) und das Emittentenrisiko inklusive Kündigungsmöglichkeit. Es ist eben „nur“ ein Zertifikat.

Clevere Anleger schauen sich das Prinzip und die im QIX enthaltenen Aktien an, und treffen ihre eigene Auswahl – durch Direktkauf der Aktien. Das macht mehr Arbeit, und das Risiko steigt durch die geringere Streuung. Andererseits weiß man, was man hat. Wer hingegen die Zeit nicht hat ... siehe oben. Irgendeinen Kompromiss müssen Sie schließen – oder die Finger ganz davon lassen.

Weitere Infos:

www.finanzen.net/index/QIX-Deutschland

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(08):16-16