Plastiktüten-Ächtung

Tüte: Ja, aber die richtige ...


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Lange wurde über eine „Plastiktüten-Gebühr“ im Einzelhandel gerungen. Jetzt gilt vorerst eine freiwillige Selbstverpflichtung teilnehmender Unternehmen – die Apotheken in ihrer Gesamtheit gehören nicht dazu. Gleichwohl: Plastiktütenverzicht ist eine Profilierungs-Chance!

Ungeachtet guter Kampagnen einzelner Apothekerverbände (z. B. vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg, Info-Material: www.apotheker.de), die auf den Plastiktüten-Verzicht abzielen und hierfür eine Sensibilität bei den Kunden wecken wollen: Mancher möchte nun einmal eine Tüte, aus Diskretionsgründen ist das zudem bisweilen einfach geboten. Nicht zuletzt sind Tüten und Beutel eine gute und im Hinblick auf die Verbreitung und „Kontaktzahlen“ sehr preiswerte Werbeplattform. Der schlechte Ruf der Plastiktüten erklärt sich übrigens nur zum Teil aus dem Energiebedarf und Erdölverbrauch. Das größere Problem ist die Langlebigkeit in der Umwelt. Achtlos weggeworfen, überdauern sie dort viele Jahrzehnte. In der Meeresfauna richten sie großen Schaden an.

Nehmen Sie also die Platiktüten-Ächtung zum Anlass, ein umfassendes „Verpackungs-Konzept“ zu entwickeln – das Auge kauft mit! Das schließt Geschenkverpackungen oder hübsche, weiterverwendbare Kartons z. B. für ganze „Sets“ mit ein (Kosmetik, homöopathische Hausapotheke, Zahnpflege-Set usw.).

Die „Bausteine“

  • Gar kein Beutel: „Geht es so?“ (bei kleinen Packungen) oder ein freundliches: „Das bekommen Sie noch unter?“ (falls jemand bereits mit einer Einkaufstasche kommt) können durchaus die Standardfragen sein. Das kann einen vierstelligen Betrag im Jahr sparen, ohne dass man Kunden vergrätzen muss ...
  • Standard-Tüte (v. a. Sichtschutz): Es sind viele Papiermodelle erhältlich, auch Besonderheiten wie das abbaubare (Biomüll!), aber etwas teurere „Tütle“ (www.tuetle.de).
  • Stoffbeutel sind nach wie vor beliebt. Es bieten sich zwei Modelle an: einfach und klein (ab ca. 0,25 € erhältlich), und große Beutel. Bei Letzteren auf Format und Praktikabilität (Länge der Träger etc.) achten – nur dann werden sie benutzt. Stoffbeutel gibt es dann ab einem bestimmten Bar-Einkaufswert, Richtwert: Beutelpreis=3 % bis maximal 5 % vom Umsatz, angelehnt an den Kundenkartenrabatt.
  • Für etwa 1 bis 2 € können Sie heute recht exklusive Tragetaschen sogar mit Fotoaufdruck u.a.m. individuell herstellen lassen. Tipp: Verlangen Sie im Regelfall eine Schutzgebühr, das machen ALDI, dm, EDEKA und Co. auch. Haben Sie ein hübsches Logo und ein „cooles“ Apothekenmotto zum Bedrucken? „Quasi-neutral“ nur mit dem Logo oder Spruch bedruckt, werden solche Taschen gerne benutzt und sind billige „laufende Werbeträger“, vor allem, wenn Ihr Logo stadtbekannt ist!
  • Kühltaschen sollten ebenfalls im Angebot sein (Schutzgebühr je nach individueller Situation) – das bieten Lebensmittelketten übrigens schon lange!
  • Für Ausnahmefälle können Sie immer noch einige große Plastiktragetaschen in Reserve behalten.
  • Attraktive Kartons kommen je nach Anlass bzw. Inhalt sehr gut an und unterstreichen die Wertigkeit des Inhaltes – auch für die Preisgestaltung ein nicht unwichtiger Aspekt! In Geschenkläden sind sie überraschend teuer, 10 € für einen hübschen Karton sind nicht selten. In größeren Stückzahlen via Internethandel sinken die Preise drastisch.
  • Individuelle Geschenkverpackung. Zwei bis drei Sorten Papier haben sich bewährt: ein neutral-schlichtes, unabhängig vom Anlass verwendbar, das klassische Weihnachtspapier sowie ggf. ein nach Ihren Vorgaben apothekenexklusiv bedrucktes Apotheken-Geschenkpapier, plus passende hübsche Schleifen, Schmuckbänder und nette Verzierungen.

Zu guter Letzt: Bieten Sie eine Umtausch-Garantie für die höherwertigen (gegen Schutzgebühr verkauften) Taschen an, wenn diese verschlissen sind! Oder wollen Sie schlampige Beutel mit Ihrem Logo in der ganzen Stadt herumlaufen sehen? Eine bekannte Drogeriemarktkette macht das übrigens auch ...

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2016; 41(10):12-12