Editorial

Das Ende des Ungefähren


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die meisten spüren es, manche analysieren es kühl: Vieles in der Welt steht auf dem Prüfstand, früher Undenkbares rückt näher, „Zeitenwenden“ scheinen sich anzubahnen. Alte Muster und Argumentationen verfangen immer weniger. Dies findet bereits seinen Niederschlag auf der großen politischen Bühne.

Aber auch in unserer „kleinen Welt“ wird es immer schwieriger, im Ungefähren zu bleiben und sich auf traditionelle Argumente zu berufen. Das EuGH-Urteil war ein Warnschuss, und das Honorargutachten könnte unangenehm werden. Denn selbst wenn das Thema Rx-Versand per Verbot abgeräumt wird – das wird seinen Preis haben. Die die Apotheken hinterfragenden Geister sind geweckt. Immer drängender wird eine Richtungsentscheidung eingefordert: Heilberuf oder Kaufmann? Daran hängen solch existenzielle Themen wie die Rabatte, über die man bisher diskret geschwiegen hat, obwohl ein Großteil des Gewinns daran hängt. Das ausstehende Urteil zur Zulässigkeit von Skonti, das Honorargutachten und eine neue politische Konstellation können eine explosive Mixtur ergeben, welche man nur mit glasklarer und analytisch exzellent fundierter Argumentation im Griff behält.

Der Berufsstand muss sich ungeachtet positiver Marktsignale wieder wärmer anziehen – und nicht nur, weil wir einen zünftigen Winter haben.

Herzlichst, Ihr

Dr. Reinhard Herzog

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(03):2-2