Editorial

Ausgeträumt!?


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Wie gewonnen, so zerronnen – was für eine Zeit der Gegensätze! Die höheren Rezepturvergütungen und BtM-Gebühren sind „in trockenen Tüchern“, macht rund 100 Mio. € oder 5.000 € mehr pro Apotheke und Jahr. Wie viel es wirklich wird (künftig weniger Rezepturen?) – sehen wir mal. Dafür bleibt der Stachel des Rx-Versandes mit Boni seitens der ausländischen Versender und nach wie vor verbotenen Nachlässen im Inland erst einmal erhalten. Grob gerechnet, würde eine Verdoppelung von dessen Marktanteil von ca. 1 % auf 2 % diese Mehrvergütung wieder auffressen. Da die Rx-Packungszahl schon allein demografiebedingt (Alterung und Zuwanderung) etwas wächst, kann sich dieser „Mitesser“ erst einmal unter der Schmerzgrenze ausdehnen – durchaus zum hässlichen Eiterpickel, aber erst einmal nicht zum tödlichen Geschwür.

Nun heißt es, nicht in kopflose Panik zu verfallen! Dem Rx-Versand ist es in 13 Jahren trotz aller Tricks nicht gelungen, über rund ein Prozent Marktanteil hinauszuwachsen. Vergessen wir nicht: Was wir in Beratung, höhere Mieten, Labor etc. hineinstecken, fließt beim Versender in Portogebühren, Packmaterial, grotesk hohes Marketing und eben Boni. Das Geld wächst auch dort nicht an den Bäumen. Der Abgesang auf die hiesigen Apotheken ist verfrüht, denn wir haben bessere Karten, als viele glauben. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!

Herzlichst,

Ihr

Dr. Reinhard Herzog

„Tra il dire e il fare c‘è di mezzo il mare.“

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(08):2-2