Helmut Lehr
Inhaber einer Apotheke haben u.U. die Möglichkeit, bereits im Vorfeld einer geplanten Investition Steuervorteile für die Anschaffung der Wirtschaftsgüter zu beanspruchen. Mithilfe des Investitionsabzugsbetrags können nämlich bis zu 40% der voraussichtlichen Anschaffungskosten für begünstigte Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens, die innerhalb der dreijährigen Investitionsfrist angeschafft oder hergestellt werden, vorzeitig in Abzug gebracht werden1).
Für Wirtschaftsjahre, die nach dem 31. Dezember 2015 enden, hat der Gesetzgeber wesentliche Erleichterungen eingeführt. Insbesondere ist nun nicht mehr erforderlich, dass der Steuerpflichtige die Wirtschaftsgüter, die er zukünftig anschaffen möchte, konkret benennt – auch die voraussichtlichen Anschaffungskosten müssen dem Finanzamt im Vorfeld nicht mehr konkret mitgeteilt werden. Daraus ergibt sich natürlich eine erhöhte Flexibilität beim „vorgezogenen“ Steuern sparen2).
Hinweis: Das Bundesfinanzministerium hat nun (erstmals) ausführlich zu der Gesetzesänderung Stellung genommen und die Verwaltungsgrundsätze zur Anwendung des Investitionsabzugsbetrags neu gefasst3).
Keine Investitionsabsicht gefordert
Wohl entsprechend dem Willen des Gesetzgebers wurde nun nochmals ganz ausdrücklich klargestellt, dass Investitionsabzugsbeträge ohne weitere Angaben im Rahmen der Steuererklärung geltend gemacht werden können. Ein Nachweis oder die Glaubhaftmachung von Investitionsabsichten ist nicht erforderlich.
Investitionsabzugsbeträge können sogar noch nach Abgabe der Steuererklärung, beispielsweise im Rahmen eines Einspruchsverfahrens oder eines Änderungsantrags (soweit verfahrensrechtlich zulässig), erstmals beansprucht werden.
Hinweis: Demnach dürfte es nun auch problemlos möglich sein, Investitionsabzugsbeträge zur vorübergehenden „Abfederung“ bzw. Kompensation von Mehrergebnissen im Rahmen einer Betriebsprüfung zu bilden. Generell muss natürlich bedacht werden, dass damit nicht zwangsläufig eine endgültige Steuerersparnis einhergeht. Sofern nämlich die Investition innerhalb des Dreijahreszeitraums tatsächlich ausbleibt bzw. nur nicht begünstigte Wirtschaftsgüter (vgl. Checkliste unten) angeschafft werden, sind die Investitionsabzugsbeträge rückgängig zu machen – und zwar rückwirkend für das Jahr, in dem sie zunächst geltend gemacht wurden.
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Betriebsgrößenmerkmale prüfen
Zunächst müssen sich Unternehmensinhaber allerdings die Frage stellen, ob ihr Betrieb überhaupt „klein genug“ ist, um von der vorgezogenen Steuerersparnis profitieren zu können. Der Gesetzgeber sieht die Möglichkeit der Bildung von Investitionsabzugsbeträgen nämlich nur für solche Unternehmen vor, die am Ende des Abzugsjahres ein steuerliches Betriebsvermögen von maximal 235.000 € aufweisen (= Grenze für bilanzierende Steuerpflichtige). Dabei sind die Bilanzposten inklusive Grundstücke mit ihren Buchwerten zu berücksichtigen. Bei den Steuerrückstellungen können die Minderungen aufgrund in Anspruch genommener Investitionsabzugsbeträge unberücksichtigt bleiben.
Hinweis: Wie das Betriebsvermögen genau zu berechnen ist, zeigt das Schaubild oben rechts.
Investitionsabzugsbeträge können bis zu einer Summe von insgesamt 200.000 € in Anspruch genommen werden. Hierbei handelt es sich um einen „betriebsbezogenen Höchstbetrag“, der sich im jeweiligen Wirtschaftsjahr um die Abzugsbeträge der drei vorangegangenen Jahre vermindert, die noch „vorhanden“ sind, d.h. nicht wieder hinzugerechnet oder rückgängig gemacht wurden.
Hinzugerechnet wird ein Investitionsabzugsbetrag regelmäßig im Jahr der Anschaffung des Wirtschaftsguts bzw. der Wirtschaftsgüter; daneben kommt es regelmäßig zu einer gewinnmindernden Herabsetzung der Anschaffungskosten in dieser Höhe, sodass die Auswirkung auf das steuerliche Ergebnis im Jahr der Anschaffung unterm Strich neutral ist – es bleibt dann quasi die „vorgezogene Abschreibung“ in Höhe des Investitionsabzugsbetrags im Jahr seiner erstmaligen Bildung.
Hinweis: Zu einer Rückgängigmachung bereits gebildeter Investitionsabzugsbeträge kommt es insbesondere bei ausbleibender Investition innerhalb des Dreijahreszeitraums (siehe unten).
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1)Vgl. AWA-Ausgabe Nr. 1 vom 1. Januar 2016, Seite 17.
2)Vgl. AWA-Ausgabe Nr. 24 vom 15. Dezember 2016, Seite 17.
3)Vgl. Schreiben vom 20. März 2017, Aktenzeichen IV C 6 – S 2139-b/07/ 10002-02.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(08):18-18