Editorial

Zwischen Disruption und Aufbruch


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Seit Monaten hören wir kaum anderes als Versand. Zwar hatte selbst ABDA-Präsident Friedemann Schmidt „seinen Frieden“ mit diesem ungeliebten Geschäftszweig gemacht. Damit war es nach dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 natürlich vorbei, denn nun war die Friedensgrenze – der Fortbestand der Rx-Preisbindung – verletzt.

Zwar steht möglicherweise eine Revision vor dem EuGH an. So mangelte es bislang an einem stichhaltigen Nachweis der Wirksamkeit einer Rx-Preisbindung auf die Versorgungssicherheit unter Würdigung des nach EU-Recht eingeräumten nationalen Wertungsspielraumes. Abgesehen von der offenen Zeitachse und vielleicht anderen politischen Rahmenbedingungen ab Herbst: Die Digitalisierung mit teils völlig neuen Geschäftsmodellen bekommt man mit Paragrafen vielleicht gebremst, bestenfalls in gesellschaftspolitisch verträglicher Weise gezügelt, jedoch nicht aus der Welt.

Kurioserweise erzielen die gefürchtetsten Disruptoren bislang keine überzeugende Rentabilität, wie die Analyse der Geschäftszahlen (ab Seite 4) zeigt. Das limitiert (noch?) deren Vordringen, macht aber trotzdem Angst: Bestehende Strukturen werden durch Geldverbrennungsmaschinen zerschlagen. Doch das Geld ist nicht weg, es haben nur andere – doch wer und wofür? Eine spannende Frage!

Herzlichst,

Ihr

Dr. Reinhard Herzog

„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (Carl Gustav Jung)

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2017; 42(11):2-2