Welche Vorkehrungen Sie für den Notfall treffen sollten

Maßnahmen für kleine und große Katastrophen in Apotheken


Karin Wahl

Um den Fortbestand Ihrer Apotheke zu sichern, müssen Sie auch für den Notfall gerüstet sein. Wie Sie sich auf unterschiedliche Arten von Notfällen vorbereiten können, erfahren Sie im nachfolgenden Beitrag.

Welche Ereignisse auch die Apotheke treffen können

Derartige Ereignisse können auch uns als Apotheker betreffen. Denken Sie beispielsweise an:

  • plötzliches Hochwasser,
  • Hausbrände,
  • einen Stromausfall im ganzen Gebiet,
  • Überfälle während der Öffnungszeiten,
  • Einbrüche außerhalb der Öffnungszeiten,
  • Randale bei Demonstrationen, in deren Rahmen womöglich Fensterscheiben eingeschlagen und Geschäfte geplündert werden,
  • Cyberangriffe oder auch
  • den Erhalt von dubiosen Päckchen im Zeitalter des internationalen Terrorismus (wie beispielsweise in der Vorweihnachtszeit 2017 in einer Gladbecker Apotheke geschehen).

Wir Apotheker sollten aufhorchen, wenn für Krankenhäuser und große Kliniken Intensivseminare zum richtigen Verhalten bei Terroranschlägen gefordert und durchgeführt werden. Was vielleicht weit weg klingen mag, kann manches Mal auch für uns schnell zur Realität werden. Deshalb sollten Sie und Ihr Team auf möglichst jedes dieser Ereignisse vorbereitet und gut eingespielt sein.

Wie Sie sich auf den Ernstfall vorbereiten

Setzen Sie sich mit Ihrem Team zusammen und erarbeiten Sie Standards für Vorgehensweisen im Ernstfall. Dazu zählt beispielsweise, dass Sie die Zuständigkeiten festlegen. Wer also informiert die Polizei, die Feuerwehr, den Rettungsdienst etc.? Wer kümmert sich um eventuelle Verletzte und leistet Erste Hilfe?

Sie sollten dafür sorgen, dass jeder Mitarbeiter stets darüber im Bilde ist, was er im Notfall zu tun hat. So ist es z.B. ratsam, eine schriftliche Version der Standards für die Vorgehensweisen an jedem Arbeitsplatz auszulegen und diese Standards immer wieder in Teambesprechungen zu aktualisieren.

Es ist wichtig, im Notfall – zumindest soweit möglich – die Ruhe zu bewahren: Mit einem klaren Kopf können Sie und Ihre Mitarbeiter viel besser auf die Anforderungen reagieren, die Ihnen in derartigen Extremsituationen abverlangt werden. Spielen Sie deshalb die entsprechenden Szenarien bei Gelegenheit mit Ihrem Team durch. Dadurch lernt jeder, was er wann und wie zu tun hat. Durch eine entsprechende Routine wird die Panik im Ernstfall eher beherrschbar.

Als Grundsatz gilt, dass die persönliche Sicherheit immer vorgeht. Bei einem Überfall z.B. sollte also keiner den Helden spielen.

Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, sollten Sie immer Ihre „verwundbaren Stellen“ identifizieren. Dazu gehört z.B. die Stromversorgung. Fällt sie aus, ist ein Großteil der Apotheke nicht funktionsfähig. Schließlich sind die IT, die Telefonanlage, die Beleuchtung, die Kassen, die automatischen Türen, der Kommissionierer, die Kühlschränke, sämtliche Maschinen und eventuelle Aufzüge von ihr abhängig.

Für den Ernstfall sollten Sie deswegen über Notstromaggregate verfügen. Auch ist es sinnvoll, ausreichend Taschenlampen an allen nötigen Plätzen zu lagern, um sich zurechtzufinden. Smartphones sollten um der Kommunikationsfähigkeit und Erreichbarkeit willen überdies immer aufgeladen sein.

Weitere Vorkehrungen, die Sie treffen sollten, sind u.a.:

  • Ausstattung der Apotheke mit einer entsprechenden Einbruch- und Diebstahlsicherung (z.B. Alarmanlage, Videoüberwachung, Schutznebel),
  • Gewährleistung der IT-Sicherheit (z.B. durch eine entsprechende Software, Mitarbeiterschulungen für den adäquaten Umgang mit der IT oder auch ein professionelles Schwachstellen-Scanning),
  • Brandschutzmaßnahmen (z.B. Verbot von brennenden Kerzen auf dem HV-Tisch, regelmäßiger Check von Kabeln/Steckdosen, um Schwelbrände zu verhindern),
  • geschützte Lagerung der wichtigsten Medikamente,
  • ausreichender Ein-Wochen-Vorrat an Arzneimitteln und apothekenpflichtigen Medizinprodukten nach §15 Apothekenbetriebsordnung,
  • das rechtzeitige Einholen von Ausnahmegenehmigungen bei Fahrverboten für wichtige Mitarbeiter (Apotheker und PTA mit fundierten Herstellungskenntnissen) sowie
  • das Erstellen einer Übersicht über die wichtigsten Ansprechpartner mit Telefonnummern (Großhandel, Sozialministerium, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste).

Woran Sie außerdem denken sollten

Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihre Apothekenversicherungen zu überprüfen. Sind Sie richtig und auch ausreichend versichert? Besprechen Sie sich mit einem fachkundigen Berater sowie – um der „Neutralität“ willen – mit befreundeten Experten bzw. Apothekern oder mit anderen Mitgliedern aus Ihrer Erfa-Gruppe. Ein böses Erwachen sollte vermieden werden.

Fragen Sie sich außerdem, mit wem Sie zusammenarbeiten und wem Sie vertrauen, wer also z.B. Schlüssel für die Apotheke und die Zugangsdaten für Ihre Systeme hat. Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist auch da besser.

Last, but not least

Zu den „Katastrophen“, die uns im Apothekenalltag betreffen können, zählen sicherlich Unfälle bzw. medizinische Notfälle. Sie können vom Verkehrsunfall oder dem Sturz einer Seniorin vor der Apotheke über die Vergiftung bis hin zum epileptischen Anfall oder einem Herzkreislauf-Versagen in der Apotheke reichen.

Nun ist es nicht Gegenstand des AWA, Ihnen Praxistipps für Erste-Hilfe-Maßnahmen in derartigen Fällen zu geben. Da wir aber davon ausgehen dürfen, dass in den knapp 20.000 Offizinen hierzulande Ereignisse dieser oder ähnlicher Art täglich vorkommen, sei dennoch ein kleiner Blick über den Tellerrand erlaubt und auch dieses Thema zumindest am Rande angeschnitten.

So sollten Sie sich als Chef immer wieder fragen, wie gut Sie auf derartige Notfälle vorbereitet sind: Als Inhaber einer großen, ganztägig geöffneten Apotheke etwa sind Sie sicherlich mit nur einem Ersthelfer nicht gut aufgestellt. Deswegen ist es empfehlenswert, dass Sie für sich selbst, für Ihr ganzes Team sowie eventuell für die entsprechenden Partner bei einer der diversen Hilfsorganisationen – wie den Johannitern, dem Roten Kreuz oder den Maltesern – einen Seminarblock buchen: Dann können beispielsweise an einem Samstag Nachmittag alle an einer Ersthelfer-Schulung teilnehmen. Solch eine gemeinsame Aktion macht Spaß und schweißt das Team sogar zusammen. Und der geringe finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis zu dem großen daraus resultierenden Nutzen: Denn nach einem solchen Seminar sind zu den Öffnungszeiten immer genügend geschulte Personen in der Apotheke.

Überdies gilt auch hier: Erstellen Sie entsprechende Standards für die Vorgehensweisen und erproben Sie die Abläufe regelmäßig gemeinsam mit Ihrem Team.

Fazit

Auch Apotheken sind leider vor kleinen und großen Katastrophen aller Art nicht gefeit. Deswegen sollten Sie rechtzeitig Vorkehrungen für den Ernstfall treffen.

Service

Vorsorge für den Katastrophenfall – Checkliste:

Karin Wahl, Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Unternehmensberatung e.K., 70195 Stuttgart, E-Mail: karin.wahl@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2018; 43(05):10-10