Beleuchtungstechnik

Licht als Kundenmagnet


Prof. Dr. Reinhard Herzog

In den letzten Jahren hat die Licht- und Beleuchtungstechnik enorme Fortschritte gemacht. Inzwischen sind auch erschwingliche Preisregionen erreicht. „Licht lockt Leute“ – das gilt nach wie vor. Eine nähere Beschäftigung mit den heutigen Möglichkeiten lohnt sich!

Waren über Jahrzehnte hinweg Leuchtstofflampen und -röhren der Standard für eine energieeffiziente, aber unattraktive Grundbeleuchtung (Modell „Amtsstube“) sowie Halogenstrahler für die wärmere und hellere Ausleuchtung im Offizinbereich, hat sich das Spektrum der Leuchtkörper erheblich erweitert. Heute dominieren die halbleiterbasierten Leuchtdioden (LED). Selbst die Straßenbeleuchtung wird darauf umgestellt.

Ein Grund ist der Preisverfall. Haushaltsübliche Leuchtmittel (die früheren „Glühbirnen“) kosten in moderner LED-Version nur noch wenige Euro – bei guter Lichtstärke. Vor einigen Jahren waren die Preise vielfach höher. Professionelle LED-Strahler für den Ladenbau kosten ebenfalls nicht allzu viel mehr als hochwertige Halogenstrahler. Die Vorteile der LED-Technik liegen auf der Hand, auch wenn die Halogenlampen in den letzten Jahren nochmals deutlich hinsichtlich Lebensdauer und Energieeffizienz verbessert wurden:

  • Gegenüber Halogenlampen kann man, bei vergleichbarer Leuchtkraft (in Lumen angegeben, s. Exkurs am Ende dieses Beitrags), von etwa 50% bis 75% Energieersparnis je nach konkretem Einsatzzweck ausgehen. Damit verbunden ist eine deutlich geringere Wärmeentwicklung, von Vorteil im Sommer (im Winter heizen die Glühlampen quasi mit, die Energie ist insoweit dann nicht ganz verloren).
  • Die Lebensdauer ist weit höher, ≥50.000 Stunden werden mit qualitativ hochwertigen Hochleistungs-LED erreicht. Professionelle Metalldampf-Halogenlampen (die aber teilweise einige Milligramm Quecksilber enthalten) kommen inzwischen auf etwa 15.000 Stunden.
  • Aufgrund der kleineren Bauformen ergeben sich mehr Gestaltungsmöglichkeiten, sei es in Form von Lichtleisten oder -schläuchen, Regalbeleuchtungen, die „Hinterleuchtung“ von HV-Tischen und Präsentationsflächen etc.
  • Sogenannte RGB-Dioden gestatten die Einstellung von allen denkbaren Farben, auch im schnellen zeitlichen Wechsel für eindrucksvolle optische Effekte. Ein Beispiel, wie farbiges Licht wirkt, zeigt die Abbildung 1 anhand einer Tomate, die mal schön rot erscheint, mal völlig dunkel. Im Einzelhandel (Obst-, Fleischtheken!) weiß man das schon lange zu nutzen.
  • Einige LED-Beleuchtungssysteme lassen sich per WLAN individuell fernsteuern.
  • Die hochmodernen, „organischen“ OLED kommen in Folienform mit gleichmäßiger, flächig-leuchttischartiger Ausleuchtung daher. Sie lassen sich teilweise sogar biegen und „um die Ecke“ verlegen, mit weiteren Gestaltungsoptionen. Die Preise sind noch höher, aber ebenfalls fallend.

Nachteile bzw. Herausforderungen sind ebenfalls zu nennen:

  • Der technische Aufwand ist höher, insbesondere für eine hochwertige, präzise Stromversorgung. Bei Niedervoltsystemen braucht es dafür spezielle Netzteile, in Hochvoltsystemen steckt die Elektronik im Leuchtmittel selbst.
  • Hinsichtlich der „Lichtstärke“ hinken LED-Leuchten trotz höherer Effizienz immer noch etwas hinterher. Hochleistungsdioden sind thermisch anspruchsvoll und teurer als vergleichbare Halogenlampen, sparen das aber durch den niedrigen Stromverbrauch in aller Regel ein.
  • Es findet eine gewisse „Degradation“ (Abfall der Leuchtkraft mit der Zeit) statt; allerdings schwärzt sich das Glas von Halogenlampen langfristig auch.
  • Ein gewisser Hang zum „technischen Overkill“ (z.B. Steuerung per WLAN) ist durchaus zu erkennen.
  • Aus rein energetischen Gründen ergibt der (eins zu eins machbare) Tausch von Leuchtstoffröhren („Neonröhren“) wenig Sinn. Doch ist die Lebensdauer von LED-Röhren höher und das Licht flimmerfrei wie auch angenehmer. Gegebenenfalls muss ein vorhandener Starter abgeklemmt werden (Fachmann konsultieren).

Die Rechnung

Was darf eine Umrüstung kosten? Das Beispiel in Tabelle 1 ist auf die Lebensdauer professioneller LED-Systeme von oftmals etwa 50.000 Stunden abgestimmt. In dieser Zeit hätte man Halogenlampen übrigens schon mehrmals wechseln müssen! Dieser Kostenvorteil kommt also noch obenauf.

Anhand Ihrer eigenen Anschlusswerte (die Wattzahlen der einzelnen Leuchtkörper addieren), der Öffnungsstunden pro Jahr, in welchen das Licht brennt, sowie der Stromkosten (hier zählen Nettowerte ohne Mehrwertsteuer je Kilowattstunde [kWh]) können Sie Ihre Situation analog überschlagen. Das Beispiel geht von einer Apotheke mit 3.300 Stunden „bespielter Bühne“ im Jahr aus. Natürlich sollten Sie nur so viel investieren, dass unter dem Strich eine positive Rendite bleibt. Mit etwa der Hälfte der erwarteten Einsparung als Anhaltswert für den Investitionsbetrag liegen Sie dabei ganz gut.

Überlegen Sie, ob Sie nur in der Offizin kundenwirksam in schönes Licht investieren möchten (das ist häufig die sinnvollste Option), oder die ganze Apotheke neu ausstatten. Oft kann man bei der bisherigen Installation ansetzen und nur die Leuchten tauschen oder gar nur die Leuchtmittel. Lassen Sie sich also nicht gleich eine „große Rundum-Lösung“ aufschwatzen.

Ganz wichtig: Lassen Sie sich die Wirkung des Lichtes praktisch demonstrieren bzw. probieren Sie einzelne Leuchtmittel einfach aus. Hinsichtlich Farbtemperatur und Lichtfarbe kann man, abhängig von der Einrichtung und Farbgebung in der Apotheke (siehe die Tomate!), viele Fehler machen – und die beabsichtigte positive Lichtwirkung kehrt sich in ein kühles, eher abstoßendes Gegenteil um!

Exkurs: Ein wenig Licht-Physik

1. Beleuchtungsstärke
Für die „Stärke“ der Beleuchtung ist die Einheit Lumen (lm) gebräuchlich. Sie bezeichnet den abgegebenen Lichtstrom unabhängig von der Verteilung im Raum. Je nachdem, wie dieser Lichtstrom gebündelt wird (Abstrahlcharakteristik des Leuchtkörpers selbst, durch Reflektoren etc.) und wie groß die Abstände zur Lichtquelle sind, resultiert am jeweiligen zu beleuchtenden Objekt die Beleuchtungsstärke in Lumen pro Quadratmeter, mit der physikalischen Einheit Lux (lx) bekannt. Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) geben hier zahlreiche Mindestwerte vor, so z.B. 500 Lux für den Kassenbereich in der Apotheke (und in anderen Läden) sowie für Büroarbeitsplätze, und 300 Lux für den übrigen Ladenverkaufsbereich.

2. Lichtausbeute und Effizienz
Die unter Effizienzgesichtspunkten relevante Kennzahl ist die Lichtausbeute, gemessen in Lumen je Watt elektrischer Anschlussleistung. Dieser Wert sollte möglichst hoch sein.

3. Lichtqualität
Für die empfundene „Lichtqualität“ zeichnet vor allem die Farbtemperatur verantwortlich, angegeben in Kelvin. Gemütliches, in der Apotheke je nach Einrichtungsstil oft zu präferierendes „Warm-Weiß“ liegt um oder etwas unter 3.000 K, „neutrales Weiß“ deutlich über 3.000 K bis 5.000 K, „Kaltlicht“ mit zunehmend bläulichem Schlag über 5.000 K. Zum Vergleich: Kerzen weisen etwa 1.500 K auf, die alte Glühlampen haben um 2.700 K, die klassischen „Neonröhren“ um 4.000 K.

4. Farbwiedergabe und -verfälschung
Der Farbwiedergabewert Ra zeigt auf, wie natur­getreu die Farben der mit der jeweiligen Lichtquelle beleuchteten Objekte wiedergegeben werden. Der Wertebereich reicht von 0 bis maximal 100. Die Vorgaben der ASR betragen für Läden bzw. die Apotheke mindestens 80. Im Labor (u.a. für Farbprüfungen bei Identitätsreak­tionen!) sind höhere Werte ≥90 anzustreben.

Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2018; 43(09):4-4