Dr. Hubert Ortner
Lieber Leserinnen und Leser,
putzig hüpfende Würfel und ein verspätetes Postkarten-Plagiat: Das sind die nächsten Stufen der furchteinflößenden Eskalationsrakete, welche die ABDA gerade gezündet hat, um ihre Honorarforderungen doch noch durchzusetzen. Das ist kindisch und peinlich. Was kommt als Nächstes? Ein Knallerbsenangriff aufs Bundesgesundheitsministerium? Oder 500 Vuvuzela-blasende Apotheker vor dem Reichstag? Vor allem ist diese teure Marketing-(Schnaps-)Idee aber eins: Ausdruck einer im Wolkenkuckucksheim lebenden Standesvertretung, die das diametrale Gegenteil dessen tut, was unsere Branche gerade bräuchte. Das wären Profi-Lobbyisten, die genau wissen, wie man öffentlich Druck macht, gezielt eskaliert und seine Forderungen durchsetzt – anstatt zu jammern, Origami-Kunstwerke zu falten und die eigene Glaubwürdigkeit mit utopischen Forderungen zu beschädigen.
Warum nicht Karl Lauterbach beim Deutschen Apothekertag offiziell ausladen, nachdem er es im zweiten Jahr in Folge nicht für nötig hält, persönlich zu erscheinen …? Und stattdessen eine mit hochkarätigen Wirtschaftsjournalisten besetzte Podiumsdiskussion ansetzen, bei der Tacheles geredet wird und die Mär von den durch die Bank reichen Apothekern auf Basis der nüchternen Zahlen als das entlarvt wird, was sie ist – ein historisches Relikt. Das würde Aufmerksamkeit genau dort erzeugen, wo es unseren Talkshow-Minister am meisten trifft – in den Publikumsmedien.
Stattdessen Tante Hedwig und Opa Klaus mit netten Grußbotschaften vorzuschicken, ist billig und zudem nicht ganz ehrlich. Sonst müsste man dem Satz „Wir lieben Apotheke, weil die immer so nett sind“ der Fairness halber noch folgenden Halbsatz hinzufügen: „… und sind auch gerne bereit, in Zukunft knapp 60 € mehr an Krankenkassenbeitrag pro Jahr für eine auskömmliche Vergütung der Apotheken zu bezahlen.“ So viel würde nämlich die geforderte Erhöhung des Rx-Fixums jeden Beitragszahler im Schnitt kosten.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr
Dr. Hubert Ortner
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