Planwirtschaft in Reinkultur


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

27 Millionen Euro sind eine Menge Geld, zumal in Zeiten, in denen die ABDA mit zunehmender Larmoyanz das Klagelied auf die unterfinanzierten Apotheken anstimmt. Diese Summe hat sich die Gedisa von den Landesapothekerverbänden vor zwei Jahren „genehmigen“ lassen – als Anschubfinanzierung für die Entwicklung eines gemeinsamen Apothekenportals. Verteilt auf drei Jahre, zu bezahlen von 15.000 Apothekern. Das Versprechen: Die Lösung werde der digitale Goldstandard in der Branche werden. Die Realität: Verschiedene Plattformanbieter liefern sich mittlerweile einen offenen Wettbewerb um die Gunst (und Gebühren) der Apotheken – von der Gedisa-Lösung hört man wenig bis gar nichts.

Da hilft manchmal nur ein kleiner Paukenschlag. Der kam unlängst von BVDAK-Chef Stefan Hartmann: Die Gedisa müsse endlich die Teilnehmerzahlen offenlegen und beantworten, welche Angebote aktuell entwickelt werden und warum diese besser sein sollten als die bereits am Markt vorhandenen. Der Kern der Kritik zielt auf die fehlende Transparenz und die reale Gefahr, dass mit Other Peoples Money etwas entwickelt werde, was völlig an den Bedürfnissen von Apotheken und Endkunden (!) vorbeigeht. Hört man sich im Markt um, dann wird genau das bestätigt: „Total praxisfremd“, „völlig am Markt vorbei“, „so viel Geld für ein so mieses Produkt“. Zustimmung von der Basis klingt irgendwie anders. Aber was soll man auch anderes erwarten, wenn in einem finanziell üppig ausgestatteten Berliner IT-Reservat die (angeblich) perfekte Branchenlösung entwickelt und dann top down in den Markt gedrückt wird …? Das ist Planwirtschaft in Reinkultur – und die hat noch nie funktioniert. Am allerwenigsten in der Software-Entwicklung, wo längst agile, dezentrale Konzepte Standard sind. Spätestens in einem Jahr, wenn die knapp 30 Mio. € aufgezehrt sind, kommt die Stunde der Wahrheit: Dann wird sich die Gedisa-Lösung nämlich am freien Markt behaupten müssen.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

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