Update zum E-Rezept Meinungsbarometer von ETL Advision/Civey

Bindung an die Stammapotheke hat zugenommen


Carmen Brünig

Das aktuelle Update zum „Meinungsbarometer E-Rezept“ stimmt zuversichtlich: Gaben vor zwei Jahren schon 62 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie E-Rezepte bevorzugt in ihrer Stammapotheke einlösen würden, so stieg dieser Wert jetzt nochmal deutlich an – auf nunmehr gut 70 %! Die große E-Rx-Abwanderungsbewegung in Richtung Niederlande ist offensichtlich ausgeblieben.

"Meinungsbarometer E-Rezept" stimmt zuversichtlich:
Die Bindung an die Stammapotheke hat zugenommen.
(Foto: 959939171_Anatoli/stock.adobe)

Die flächendeckende Einführung des E-Rezepts in diesem Jahr hatte im Vorfeld für viel Gesprächsstoff gesorgt. Die Vor-Ort-Apotheken waren vor allem von einer Sorge umgetrieben worden – dass die Digitalisierung des E-Rezept-Workflows viele Kunden in die Arme der ausländischen Versandhändler treiben würde. Schließlich hatten diese mächtig die Werbetrommeln gerührt und tun es immer noch.

Doch scheint diese Sorge weitgehend unbegründet gewesen zu sein: So ist die Zahl der in Richtung Niederlande „abgewanderten“ E-Rezepte bislang überschaubar geblieben, und allein die Tatsache, dass Shop-Apotheke & Co. bislang keine Jubelmeldungen über ihre angeblich exorbitanten E-Rx-Zuwächse verbreitet haben, spricht Bände. Dann scheint es bislang offensichtlich auch nichts zum Jubeln zu geben, was sich im Übrigen auch in den Aktienkursen der großen Versandapotheken widerspiegelt.

Frage 1 - Wie bewerten Sie die Einführung des E-Rezepts?

Laut dem jüngsten Update zum E-Rezept Meinungsbarometer von ETL Advision (Details zur Methodik siehe Textkasten nächste Seite) bewerten knapp 60 % der Befragten dessen Einführung als sehr positiv oder eher positiv (siehe Abb. 1). Nur jeder Fünfte hat eine eher negative bis sehr negative Meinung dazu. Das zeigt, dass die Akzeptanz des E-Rezepts in den letzten beiden Jahren sogar noch zugenommen hat: Im Herbst 2022 hatten sich knapp die Hälfte der damaligen Umfrageteilnehmer sehr oder eher positiv geäußert. Darüber hinaus beinhaltet die Umfrage zusätzliche Auswertungen nach Altersgruppen und Bundesländern.

Abb. 1: Bewertung des E-Rezepts durch die Patienten

Quelle: E-Rezept Meinungsbarometer von ETL Advision/Civey (Juni 2024)

Frage 2 - Wie gut fühlen Sie sich zum E-Rezept informiert?

Am gravierendsten fielen die Änderungen gegenüber der ersten Umfrage bei der Frage nach der Bekanntheit des E-Rezepts aus: Hatten im Herbst 2022 noch gut 60 % der Befragten erklärt, sie fühlten sich eher schlecht oder sehr schlecht zur Nutzung des E-Rezepts informiert, so hat sich das in den letzten zwei Jahren komplett gedreht: Bei der Umfrage im Juni 2024 gaben 55,6 % der Teilnehmer an, sie fühlten sich sehr gut oder eher gut über die mögliche Nutzung des E-Rezepts informiert. Nur 26 % fühlen sich nach wie vor eher schlecht bis sehr schlecht informiert. Vor knapp zwei Jahren war dieser Wert mehr als doppelt so hoch und lag noch bei 60,7 %. Die Zahl der Unentschiedenen blieb mit etwa 18 % nahezu unverändert.

Die Umfrageergebnisse zeigen auch deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Am besten informiert fühlen sich die Befragten ab 65 Jahren, von denen 64,2 % angaben, gut informiert zu sein. In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen liegt dieser Wert bei 54 %. Die jüngsten Befragten (im Alter von 18 bis 29 Jahren) fühlen sich mit 34,5 % am schlechtesten informiert.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Informationskampagnen rund um die Einführung des E-Rezepts erfolgreich waren, insbesondere bei älteren Bevölkerungsgruppen. Es besteht jedoch weiterhin Handlungsbedarf, um auch die jüngere Generation besser zu erreichen.

Frage 3 - Würden Sie ein E-Rezept in Ihrer Stammapotheke einlösen?

Das mit Abstand wichtigste Ergebnis der Studie ist die nochmal gestiegene Bindung der Patienten an ihre Stammapotheke: Hatten schon im Herbst 2022 gut 60 % der Befragten gesagt, dass sie E-Rezepte bevorzugt in ihrer Stammapotheke einlösen würden, so ist dieser Wert jetzt nochmals deutlich angestiegen – auf gut 70 % (siehe Abb. 2)! Nur 11,2 % würden ihr E-Rezept eher nicht oder auf keinen Fall in ihrer Stammapotheke bearbeiten lassen. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil noch bei 14,7 %. Nahezu jede fünfte befragte Person ist noch unentschlossen.

Abb. 2: Würden Sie ein E-Rezept in Ihrer Stammapotheke einlösen?

Quelle: E-Rezept Meinungsbarometer von ETL Advision/Civey (Juni 2024)

Überdies zeigen die Umfrageergebnisse, dass die Präferenz für die Einlösung des E-Rezepts durch die Stammapotheke mit dem Alter der Befragten zunimmt. Diese Tendenz war bereits beim ersten Meinungsbarometer erkennbar.

Vertrauen als wichtigstes Pfund

Die hohe Zustimmung für die Einlösung des E-Rezepts in der Stammapotheke spricht für das hohe Vertrauen und die enge persönliche Beziehung zwischen den Patienten und ihrer Stammapotheke. Besonders ältere Menschen scheinen Wert auf diese vertraute Umgebung und kompetente Beratung zu legen, was sich in der steigenden Präferenz mit zunehmendem Alter widerspiegelt.

Für dieses enge Vertrauensverhältnis gibt es handfeste Gründe: Apotheken stehen für Sicherheit und Zuverlässigkeit – die Patienten können sich darauf verlassen, die richtigen Medikamente in der korrekten Dosierung zu erhalten. Zudem bieten Apotheken eine umfassende Beratung zur korrekten Anwendung sowie möglichen Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Als positiv empfinden viele Patienten überdies, dass in ihrer Stammapotheke ihre Krankengeschichte und Medikamentenprofile bekannt sind. Das ist die Basis für eine kontinuierliche und personalisierte Betreuung, was besonders bei chronischen Erkrankungen von Vorteil ist. Dass Diskretion und Datenschutz in Apotheken großgeschrieben werden, ist zwar eine Selbstverständlichkeit – allerdings eine wichtige.

Last but not least sind Apotheken fester Bestandteil der lokalen Dorf- oder Stadtteil-Gemeinschaft und stehen damit für eine enge persönliche Beziehung, wie sie den anonymen Online-Apotheken fehlt.

Unterm Strich trägt das Vertrauen in die Apotheken vor Ort dazu bei, dass Patienten ihre Medikamente korrekt und sicher einnehmen, sich gut beraten wissen und eine kontinuierliche, persönliche Betreuung erhalten. Das alles fördert das Wohlbefinden – alles Eigenschaften, die sich grundsätzlich nicht auf anonyme Einlösewege übertragen lassen.

 

E-Rezept: Meinungsbarometer die Zweite

Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey hat die führende Steuerberatungsgesellschaft für Gesundheitsberufe, ETL Advision, bereits 2022 ein „Meinungsbarometer E-Rezept“ erstellt. Ziel war es, die Bekanntheit, Akzeptanz sowie die bevorzugten Einlösewege für elektronische Verordnungen zu eruieren. Kürzlich wurde ein Update dazu veröffentlicht, bei dem im Juni 2024 erneut 2.500 Personen zur Einführung des E-Rezepts befragt wurden, wobei die Themen der ersten Umfrage aus dem Herbst 2022 entsprachen.

Carmen Brünig, Steuerberater, Leiterin Apotheken-Branche, ETL Advision – Steuerberatung im Gesundheitswesen, 10117 Berlin, E-Mail: carmen.bruenig@etl.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2024; 49(21):10-10