Steife Brise, Orkanböen möglich


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen und Leser,

der November 2024 hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern bereits sicher. Zuerst in den USA die fast erdrutschartige erneute Wahl von Donald Trump, was im hiesigen politischen Establishment für Schnappatmung sorgt. Wer jedoch laufend mit dem Finger auf andere zeigt, merkt leider oft viel zu spät, dass drei Finger auf ihn zurück zeigen. Keine 24 Stunden später der Paukenschlag: Dem Spruch unseres Kanzlers („Wer Führung bestellt, bekommt auch welche“) folgen Taten. Nachdem sich unser FDP-Finanzminister immer bockiger zeigte, kam der nächste Eintrag in die Annalen der Republik: ein verdienter Rausschmiss, Ampel am Ende und Musterbeispiel eines gescheiterten politischen Experiments. Befreiungsschlag für die Liberalen oder Renaissance von „FDP – Fast Drei Prozent“? Wir werden es bald sehen.

All das verschiebt die Prioritäten. Wo industrielle Kernbranchen vor massiven Einschnitten stehen, tektonische globale Verwerfungen im Gange sind, werden die Befindlichkeiten einer spitzweghaft-detailverliebten Ökosphäre namens Apotheken in der politischen Wahrnehmung nach unten rutschen. Die Chancen, mit den bisher schon schwer vermittelbaren, monetären Forderungen Gehör zu finden, dürften absehbar gegen Null tendieren. Skonti? Lost in Nirwana. 2 %-Aufschlag und „Light-Apotheken“ allerdings auch. Mutige Schritte der Entbürokratisierung, Verschlankung und Effizienzsteigerung (ja, die gibt es!) werden perspektivisch eher auf Resonanz stoßen.

Selbsthilfe ist gefragt. Preisspielräume ausschöpfen, Fokussierung auf eine stetige, hohe Auslastung auch durch angepasste Öffnungszeiten, Rentabilität vor Umsatz oder gar nur schlichtem „Besetzen“ von Märkten, eine andere Schlagzahl beim Personal, und immer öfter die Frage: „Was kann ich mir noch leisten?“ (siehe Seite 4 f.). Die „Schönwetter-Wohlstandsjahre im Schlafwagen“ sind vorbei und kommen sobald nicht wieder. Es weht eine steife Brise mit Orkanböen, auch international leiden die Apotheken (Seite 19). Nicht jeder wird das überstehen – Sie hoffentlich schon, weil Sie sich den (Zahlen-)Realitäten stellen!

Viele herzlich-kollegiale Spätherbstgrüße,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

 

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