Dr. Hubert Ortner
Liebe Leserinnen und Leser,
satte 34 Mio. € hat Redcare im Oktober für Werbung ausgegeben, um – mit freundlich lächelnder Unterstützung von Günther Jauch – die CardLink-App-Lösung von Shop Apotheke zu promoten. Bei dem niederländischen Versender weiß man ganz genau: Jetzt werden die Claims fürs lukrative E-Rezept-Geschäft abgesteckt, und es gilt, so viele Kunden wie möglich auf seine Seite zu ziehen.
Für die Versender geht es um Alles oder Nichts. Ihre Marktanteile im OTC-Segment kratzen zwar an der 25 %-Marke. Aber das ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Ohne signifikanten Sprung bei den Rx-Marktanteilen – hier dümpeln DocMorris & Co. seit Jahren bei 1 % herum – ist die Perspektive auf ein nachhaltig profitables Deutschland-Geschäft gleich null. Investorengelder zu verbrennen, mag ein Geschäftsmodell für Startups sein. Für alle anderen Unternehmen reicht das Prinzip Hoffnung auf Dauer nicht aus, um seine Geldgeber bei der Stange zu halten. Dass das E-Rezept als großer Hoffnungsträger für den „Rx-Jackpot“ die überzogenen Erwartungen bei Weitem nicht erfüllt, ist offensichtlich: Allein das Schweigen der Versender zu den eRx-Marktanteilen spricht Bände. Würden diese, wie erhofft und vollmundig angekündigt (DocMorris-CEO Walter Heß hatte schon von 10 % gesprochen), tatsächlich durch die Decke gehen, dann hätte man in den letzten Wochen mit Sicherheit allerlei „Jubel-arien“ vernommen. Die sind jedoch ausgeblieben.
Vor diesem Hintergrund könnten sich die Vor-Ort-Apotheken etwas „großmütiger“ gegenüber den viel gescholtenen Wettbewerbern geben. Mitleid ist sicher fehl am Platz. Aber wenn von dem Rx-Geschäft, das alleine infolge der wachsenden Zahl an Apothekenschließungen frei wird, ein Teil nach Holland abfließt, ist das verschmerzbar. Zumindest solange der größere Anteil dieser „Friedhofsdividende“ bei den stationären Apotheken verbleibt. Ohnehin ist unklar, ob letztere überhaupt die Kapazität (personell und räumlich) hätten, das alles allein aufzufangen.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihr
Dr. Hubert Ortner
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