Außer Rand und Band


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen und Leser,

„das einzig Sichere ist, dass es Veränderungen geben wird!“ Selten war diese Erkenntnis so spürbar. Es scheint gar nichts mehr sicher, nicht einmal vermeintliche, einstige Konstanten unserer (Welt-)Ordnung. Eine Überraschung? Nun, unser Planet ist so dicht besiedelt wie nie, der Hunger nach Ressourcen und Wohlstand auf Rekordniveau. Doch werden die Grenzen der Tragfähigkeit immer deutlicher, die Gewichtungen in der Welt verschieben sich. Der Platz an der Spitze ist längst nicht mehr garantiert, dafür sorgen schon die Demografie und allenthalben sicht- und erlebbare Zerfallsprozesse in unseren Industriegesellschaften, die ihren Zenit überschritten zu haben scheinen. Wo drohender Niedergang und Aufstiegswünsche aufeinanderprallen, gibt es Reibungen bis hin zu offenen Konflikten. Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Doch nun brechen sie sich Raum, beschleunigt durch erratische Staatsführungen.

Die (Wirtschafts-)Welt bebt. Corona und die Ukraine waren ein Auftakt, welcher die Fragilität unserer Weltordnung und Handelsströme sichtbar gemacht hat. Mutmaßlich sogar bald werden sich die Stürme jedoch wieder legen und sich neue Handelsgleichgewichte einstellen; ein Blick auf die Leistungsbilanzen zeigt, dass diese wahrlich aus dem Lot waren. Das wird für manche Industriezweige und Länder teuer werden, erstmal wohl auch und gerade für unser exportlastiges Deutschland. Mutigen (Aktien-)Investoren dürften sich dennoch demnächst auf dem internationalen Parkett enorme Chancen bieten: Kaufen, wenn die Kanonen donnern! Damit können Sie womöglich höhere Profite einfahren, als sich von unrealistischen Forderungen an die Politik blenden zu lassen. So wird selbst an den in Aussicht gestellten 9,50 € Rx-Fixhonorar bereits wieder gemäkelt. Falls sie jedoch kommen, dann gönnen Sie sich ein gutes Fläschchen. Mehr sollte man nämlich aktuell nicht erwarten dürfen – und sich lieber mit wirklich zugkräftigen Argumenten für bessere Zeiten wappnen, die auch wieder kommen werden.

Herzliche Frühlingsgrüße aus Tübingen,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

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