Wie Apotheken-Inhaberinnen ihr Mindset auf Erfolg programmieren - Teil 1

Man kann nicht negativ denken und Positives erwarten


Nicole Müller

Wie schaffe ich den Sprung von der Pharmazeutin zur strategisch denkenden Unternehmerin? Im ersten Teil dieser Serie geht es um unbewusste Erfolgssaboteure, positive Erfolgsroutinen und das Schließen der Lücke zwischen dem, was wir als richtig erkannt haben und dem, was wir tatsächlich tun.

Ist das eigene Mindset negativ, wird man sich schwertun, überhaupt positiv denken zu können. (© AdobeStock/rosifan19)

Sie kommen frisch von der Uni, sind bereits einige Zeit im Beruf tätig oder stehen direkt in den Startlöchern, um die Apotheke ihrer Eltern zu übernehmen bzw. eine eigene Offizin zu gründen: Apotheker/innen, die sich anschicken, eine Führungsposition zu übernehmen, haben immer ein solides, wenn nicht erstklassiges pharmazeutisches Wissen durch ihr Studium – aber auf die Führung eines Unternehmens wurden sie nicht geschult.

Eine effektive Führung ist jedoch das A und O einer erfolgreichen Apotheke. Daher ist es für das wirtschaftliche Gelingen einer Apotheke so entscheidend, dass die modernen Erfolgsfaktoren tagtäglich gelebt werden.

Pharmazie: sehr gut – Führung: nicht auf dem Lehrplan

Die gute Nachricht ist: Effektive Führung und Unternehmertum sind erlernbar. Das beginnt mit der Selbsterkenntnis und – wenn man so will – mit der Arbeit am eigenen „Ich“. In meinem Mentoring-Programm für mehr Führungs- und Vertriebspower in der Apotheke geht es am Anfang genau darum: zu erkennen, wie Führung mit Weitsicht funktioniert.

Wertschätzende Teamführung

Jede Führungskraft wünscht sich Mitarbeiter/innen, die motiviert und kompetent sind. Die eigenständig und verantwortungsbewusst agieren und die Kundenbindung erhöhen. Doch solche hochmotivierten Mitarbeiter bekommt nur, wer selbst eine agile, wertschätzende und inspirierende Führung verinnerlicht hat und lebt. Denn Erfolg in der Apotheke entsteht primär durch ein motiviertes Erfolgsteam – und es ist die wichtigste Aufgabe der Führungskraft, dieses zu entwickeln. Sie muss lernen, wie Konflikte im Team beigelegt werden, um demotivierte Mitarbeiter und dadurch entstehende Kündigungen zu vermeiden.

Bislang hat sich erst ein kleiner Teil der Apotheken an die neuen pharmazeutischen Dienstleistungen „herangewagt“, weil in den Köpfen die Gründe, warum es gerade (noch) nicht geht – zu wenig Zeit, Mitarbeiter, die nicht ins Tun kommen, zu viele Formulare, Angst, die umliegenden Ärzte zu verärgern – klar überwiegen. Der richtige Mindset-Ansatz wäre aber zu fragen: Wie kann es trotzdem gehen?

Führungstools systematisch lernen

Mit einem motivierten Team ist der Erfolg vorprogrammiert. Der Schlüssel dazu ist die Führungskraft: Sie sollte über kommunikative und empathische Fähigkeiten ebenso verfügen wie ein reflektiertes Selbst- und Prioritätenmanagement. Ihr Umgang mit Veränderungen und zwischenmenschlichen Konflikten sollte professionell und souverän sein. Wichtig ist auch, den Zusammenhang zwischen Worten und deren Wirkung zu kennen. Und zu lernen, wie man die individuellen Potenziale von Mitarbeitern erkennt, gezielt fördert und ausschöpft.

Einer der wichtigsten Führungserfolgsfaktoren ist ein positives Mindset. In meinem Mentoring-Programm lehre ich aus diesem Grund ein „Erfolgsdenk- und Zielerreichungssystem“.

Erfolg hängt von unserer Art zu denken ab

Ein hoher Prozentsatz des Erfolgs hängt direkt mit unserer Art zu denken zusammen. Denn man kann nicht negativ denken und dann etwas Positives erwarten. Positives, zieldienliches Denken bringt lösungs- und chancenorientiertes Handeln. So entstehen ganz andere Resultate. Gerade in den aktuellen, unruhigen Apothekenzeiten ist das chancenfokussierte Mindset entscheidend für den Erfolg oder eben auch Misserfolg!

Eigene Erfolgssaboteure erkennen

Zunächst sollte die Führungskraft in Schritt 1 ihre Limitierungen – die „Erfolgssaboteure“ im eigenen Denken und Handeln – identifizieren und durch „Erfolgshelfer“ austauschen. Für diese Reflexionsarbeit empfiehlt sich ein angeleitetes Mentoring-Programm, um die eigenen blinden Flecken überhaupt aufdecken zu können.

Über 90 % unseres Denkens und Handelns werden unbewusst gesteuert, durch unser sogenanntes „Paradigma“. So wird das Konglomerat aus Glaubenssätzen, Überzeugungen, Sichtweisen, Denk- und Handlungsgewohnheiten im unbewussten Teil des Verstandes genannt. Es ist die Art, wie der Mensch die Welt (und somit auch sein Umfeld, die Mitarbeiter, seine Führung) „automatisch“ sieht und bewertet.

Es handelt sich also um eine Art „inneren Autopiloten“, der unser Handeln unbewusst lenkt. Das Paradigma besteht sowohl aus erfolgsdienlichen Überzeugungen und Gewohnheiten (das könnten z. B. Sichtweisen zur Zuverlässigkeit der Apotheken-Öffnungszeiten sein: „Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind uns wichtig“), aber leider eben auch aus undienlichen Ansichten (z. B: „Kunden sind nicht bereit, große Zuzahlungen zu leisten“, „Mitarbeiter sind nur auf ihren Vorteil aus“, „Die Marktsituation ist schwierig, und die Apotheken werden sterben“).

Die Lücke zwischen Wissen und Tun

Das Paradigma trachtet danach, sich selbst zu überzeugen, und lässt ein unbewusstes Programm der Selbstbestätigung ablaufen. Verkürzt gesagt: Wer davon ausgeht, dass Kunden keine Zusatzkäufe tätigen, wird auch nur die Rezeptgebühr einsammeln.

Wer davon ausgeht, dass Mitarbeiter faul sind, wird verstärkt Hinweise auf Desinteresse wahrnehmen und diese Erwartung unbewusst verstärken. Schritt 2 ist das Schließen der Lücke zwischen dem, was wir als richtig erkannt haben und unserem Tun. Wer kennt das nicht: Wir wissen durchaus, was zu tun wäre, um bessere Ergebnisse zu erzielen – setzen es aber nicht um. So ist Führungskräften freilich bewusst, dass sie regelmäßig Mitarbeitergespräche und Teammeetings durchführen sollten, dennoch bleiben diese im Apothekenalltag oft auf der Strecke.

Ebenso werden Konflikte mit einem Teammitglied vor anderen Kollegen ausgetragen und nicht im 1:1-Mitarbeitergespräch. Obwohl sie wissen, dass dieses Führungsverhalten kontraproduktiv ist und sich auf das Arbeitsklima und die Ergebnisse negativ auswirken, TUN viele Führungskräfte es trotzdem.

Erfolgsgewohnheiten etablieren

Warum machen wir ständig Dinge, die Ergebnisse produzieren, die wir gar nicht wollen? Auch hier gilt: Wir sollten uns bewusst machen, welcher Schritt zieldienlich ist, und danach Erfolgsroutinen einführen, die darauf einzahlen. Wie sich „Misserfolgsroutinen“ (also ziel-undienliche Gewohnheiten) identifizieren und durch Erfolgsgewohnheiten ersetzen lassen, ist ein zentraler Baustein moderner Coaching-Ansätze.

Energieräuber durch Energiequellen ersetzen

Gerade für Apotheken-Inhaberinnen und -Managerinnen ist es wichtig, den eigenen Kräftehaushalt im Blick zu bewahren. In diesem Zusammenhang geht es auch um „Energieräuber“, die es durch Energiequellen – für die Leaderin selbst, aber auch das Team – zu ersetzen gilt.

Dabei ist freilich auch die Führungskraft selbst und ihre positive Grundeinstellung gefordert: Negatives Gerede oder Beschwerden über Mitarbeiter, die Politik, die Kunden etc. sollte man vermeiden und sich auf die Chancen in der täglichen Arbeit konzentrieren (siehe Praxisbeispiel Mindset).

Das Motto lautet: „Fokussiere dich auf Möglichkeiten statt auf Probleme. Und verbanne negative Gedanken und die daraus resultierende negative Haltung gegenüber dem Team, den Kunden oder der Apothekenzukunft aus deinem Kopf, denn diese sind die größten Wachstumsbremsen!“

Ein aktuelles Praxisbeispiel für ein negatives Mindset

Ein aktuelles Beispiel dafür, wie ein negatives Mindset Apothekeninhaber und Apothekeninhaberinnen daran hindert, ein neues, womöglich erfolgversprechendes Geschäftsfeld zu erschließen, sind die vor knapp einem Jahr neu eingeführten, eigens honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL).

Bislang hat sich erst ein kleiner Teil der Apotheken auf dieses neue Terrain gewagt, weil in den Köpfen die Gründe, warum es gerade (noch) nicht geht, klar überwiegen:

  • zu wenig Zeit,
  • Mitarbeiter, die nicht ins Tun kommen,
  • zu viele Formulare,
  • Angst, die umliegenden Ärzte zu verärgern.

 

Der richtige Mindset-Ansatz wäre aber, zu fragen:

  • Wie kann es trotzdem gehen?
  • Was sind die nächsten Schritte, um diese Dienstleistung fest zu etablieren?
  • Was braucht mein Team an Unterstützung, um loszulegen?

Nicole Müller, Apothekencoach für Führung, Teamentwicklung und Mindset, Mentorin für Apotheken-Leaderinnen, 76829 Landau www.apotheken-coach.de

Lesen Sie unsere Serie "Visionäre Apothekeninhaberinnen" weiter!

Teil 2: Nur ein Schritt – vom „Crazy Traum“ zur Wirklichkeit in AWA 10/2023

Teil 3: So etablieren Sie ein Erfolgs-Mindset in Ihrem Team in AWA 14/2023

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2023; 48(08):12-12