Visionäre Apothekeninhaberinnen – Teil 3

So etablieren Sie ein Erfolgs-Mindset in Ihrem Team


Nicole Müller

Wie schaffe ich den Sprung von der Pharmazeutin zur strategisch denkenden Unternehmerin? Im dritten Teil dieser Serie geht es darum, wie man das neu erworbene Erfolgs-Mindset in sein Team überträgt, damit die Mitarbeiter im Apothekenalltag eigenständig, verantwortungsvoll und motiviert handeln.

Ein positives Mindset ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Apothekenbertrieb – ein solches zu etablieren, ist Aufgabe des Inhabers bzw. Filialleiters. (© AdobeStock/ Kiattisak)

Die gute Nachricht vorab: Wer als Unternehmerin tagtäglich sein neues Mindset lebt und auch danach handelt, wird bereits einen sehr großen Effekt auf sein Team haben. Durch die persönliche Visionsarbeit (siehe Teil 2 der Serie im AWA 10/2023, S. 12 f.) hat sich das Handeln ja schon in Richtung Lösungsdenken und Wachstum verändert. Jetzt geht es darum, jeden einzelnen Mitarbeiter abzuholen. Dies funktioniert am besten durch fördernde Mitarbeitergespräche und Team-Meetings.

Doch wie führt man solche Gespräche motivierend, effektiv und zugleich auf Wachstum ausgelegt? Worauf kommt es dabei konkret an? Hier gilt als wichtige Regel: In Mitarbeitergespräche und Team-Meetings werden die Mitarbeiter immer involviert! Sie sollten dabei von Anfang an mit eingebunden werden.

Eins-zu-eins-Mitarbeitergespräche sollten immer zum Ziel haben, dass der Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlt und in seiner Persönlichkeit wächst. Indem man jedes einzelne Teammitglied so fördert, dass es seine Stärken tagtäglich leben und ausbauen darf, bindet man die TopMitarbeiter automatisch an die Apotheke. Mit wertvollen Nebeneffekten: Denn diese Art der wertschätzenden Führung spricht sich immer herum, was sich nicht zuletzt an Blindbewerbungen bemerkbar machen wird.

Doch wie führt man ein solch inspirierendes Mitarbeitergespräch konkret durch? Das Gespräch sollte immer mit positiven Fragen starten, zum Beispiel: „Was läuft richtig gut, worauf sind Sie in ihrem Arbeitsbereich richtig stolz?“ Durch solche Fragen wird der Mitarbeiter positiv gestimmt und verbringt erst mal eine lange Zeit in seinen Stärken. Das hebt sein Selbstbewusstsein – und erhöht die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Wenn diese offene Gesprächsatmosphäre hergestellt ist, geht es in die nächste offene Frage: „Welchen Arbeitsbereich können wir/Sie optimieren?“ In der Regel erkennt der Mitarbeiter selbst, welche Bereiche er effektiver gestalten sollte und welche Art von Unterstützung er dazu benötigt.

Von der Minimal- zur Optimalversorgung

Neue Gewohnheiten lassen sich aber nicht von heute auf morgen etablieren, es bedarf neuer Routinen. Dazu ein konkretes Beispiel aus der Apothekenpraxis: Viele Mitarbeiter tun sich schwer damit, Zusatzempfehlungen – wie z. B. aktuell die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) – aktiv anzubieten. Obwohl sie wissen, dass es wichtig ist – eine typische Form von „Wissens-Tun-Lücke“. Das liegt oft an eingefahrenen Denkweisen, die bis heute gern von Generation zu Generation übertragen werden, obwohl sie schon lange nicht mehr stimmen. Dazu gehört die alte Denke, dass der Kunde durch die Verordnung des Arztes ja bereits sehr gut versorgt sei.

Dabei handelt es sich aufgrund der Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems aber meist nur noch um eine Minimalversorgung – und keine Optimalversorgung! Das wiederum hat sich in den Köpfen vieler Mitarbeiter aber noch nicht etabliert.

Hier braucht es einen grundlegenden Paradigmenwechsel: Als Apothekenleaderin sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Team in einem Workshop erarbeiten, wie sich die Versorgung im Laufe der letzten Jahre verändert hat. Die Mitarbeiter sollten selbst erkennen, dass die Versorgung auf Rezept vor Jahren noch deutlich besser war und sie ihren Kunden nur optimal helfen können, wenn sie zusätzliche Therapiemöglichkeiten empfehlen. Weg von der Minimal- hin zur ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge! Das funktioniert aber nur, wenn das Wissen der Mitarbeiter in dem Augenblick der Rezept-Annahme auch angewandt wird.

Was benötigt der Kunde noch, um optimal versorgt zu sein? Ein solches Umdenken erreicht man nur, wenn Sie als Führungskraft Ihr Team immer wieder darauf aufmerksam machen und sich diese neue Gewohnheit als „Kompetenzcenter Gesundheit“ etabliert. Sie können zum Beispiel jeden Morgen Ihre Mitarbeiter daran erinnern, dass sie zusätzlich zu jedem Rezept noch nach weiteren Therapiemöglichkeiten suchen. Dabei kann ein Whiteboard oder die Team-App hilfreich sein, um solche neue Gedankengänge fest zu etablieren – und dann auch in die Praxis umzusetzen! Und zwar zum Wohle des Kunden! Das ist der große Unterschied: Weg von „Ich muss eine Zusatzempfehlung machen“, hin zu „Ich möchte meinem Kunden optimal helfen“.

Negative Glaubenssätze überwinden

Wenn man sich einmal auf die Suche nach Apotheken-Paradigmen macht, die von Generation zu Generation übertragen werden, kommen viele „Saboteure“ ans Licht: „Ich kann doch keine Zusatzempfehlung machen, weil ich keine Zeit habe, der Laden steht doch voll.“ Gerne hört man auch: „Der Kunde hat nie Zeit oder kein Geld und will keine Zusatzempfehlung.“ Und, und, und. Genau diese (und viele weitere) negativen Glaubenssätze sind es, die viele Teams davon abhalten, etwas Neues auszuprobieren.

Stattdessen sollten Gedanken vorherrschen, die das Team motivieren und neue Angebote wie die pDL fördern:

  • Der Kunde hat Zeit und Interesse für eine pDL-Beratung.
  • Eine Warteschlange ist gut, denn sie zeigt, wie begehrt unsere Apotheke ist.
  • Der Kunde unterschreibt immer selbstverständlich und sofort alle notwendigen Formulare.
  • Im Team ergänzen wir uns untereinander perfekt.
  • Mit der Durchführung der pDL gehen wir gestärkt in die Zukunft.

Mentor des Teams sein

Idealerweise sind Sie als Führungskraft zugleich auch Mentor Ihrer Mitarbeiter. Daher lohnt es sich, die Mindset-Arbeit auf das Team zu übertragen. Denn nur ein neues Denken führt zu einem veränderten Handeln und damit auch zu neuen, besseren Ergebnissen. Ich persönlich kann jede Apothekeninhaberin nur ermutigen, diese neue Art des Führens zu erlernen und zu leben – das sichert ihre Zukunft!

Als sehr hilfreich haben sich in diesem Kontext sog. Visionsworkshops herausgestellt. Denn Team Spirit entsteht vor allem dann, wenn das Team eine gemeinsame Vision hat. Visionen und Ziele schenken gleichzeitig Klarheit und Motivation. Im Visionsworkshop werden diese vom Team gemeinsam festgelegt. Danach heißt es auch hier, ins neue Tun zu kommen. Welche neuen Gewohnheiten braucht es, um diese Ziele zu erreichen? Was kann jeder einzelne Arbeitsbereich beitragen? Ein Step -by-Step-Plan mit klaren Zielen und Verantwortlichkeiten ist die Basis des Erfolgs.

Erfolgsrezept Netzwerk: Von Gleichgesinnten lernen

Ganz wichtig für ein dauerhaftes Wachstum ist sicher auch der Austausch mit anderen Apothekenleaderinnen: Wer sich mit Gleichgesinnten umgibt, die ebenfalls visionär denken, hat eine Menge gewonnen.

Dabei kommt es entscheidend darauf an, eine Community zu finden, die zu einem passt und ähnlich tickt wie man selbst. Der Austausch von Erfahrungen, Wissen und Kontakten unter erfolgreichen Apothekeninhaberinnen ist von unschätzbarem Wert!

Im Netzwerk kann man sehr effektiv voneinander lernen: Durch das offene Teilen von Fehlern zum Beispiel können die Kollegen gleiche oder ähnliche Fehler vermeiden. Konzepte müssen zudem nur einmal entwickelt werden und können dann von allen genutzt werden. So werden Synergien gebündelt und jeder profitiert vom anderen. Genau das ist die verbindliche Basis meines exklusiven Netzwerk- und Mentoring-Programms „Apotheken-Leaderinnen der neuen Zeit“. Dieses fördert die Entwicklung der eingebundenen Apothekenleaderinnen ebenso wie das Wachstum der einzelnen Teammitglieder und wirkt sich damit immer auch positiv auf die Entwicklung der Apotheke aus.

Zusätzlich zu einem guten Netzwerk empfiehlt sich eine persönliche Mastermind-Gruppe. Diese ist sozusagen der ganz persönliche innere Kreis. Nach einem klar strukturierten Prozess unterstützen sich die Apothekeninhaberinnen dort gegenseitig und gehen Herausforderungen gemeinsam an. In Abständen von ein bis zwei Wochen findet ein offener Austausch statt. Auch hier kommt es entscheidend darauf an, sich mit Kolleginnen zu umgeben, die die gleiche (positive) Denkweise verinnerlicht haben. Dabei werden regelmäßig Ideen diskutiert, die der eigenen Logik völlig fremd sind. Meine Empfehlung: Besonders bei Ideen hellhörig zu werden, die man selbst als zu verrückt empfindet! Dort ist das größte Wachstum verborgen!

 

Nicole Müller, Apothekencoach für Führung, Teamentwicklung und Mindset, Mentorin für Apotheken-Leaderinnen, 76829 Landau, www.apotheken-coach.de

Unsere Serie "Visionäre Apothekerinhaberinnen:  

Lesen Sie auch die ersten beiden Teile!

Teil 1 Man kann nicht negativ denken und Positives erwarten in AWA 8/2023

Teil 2 Nur ein Schritt – vom „Crazy Traum“ zur Wirklichkeit in AWA 10/2023 

Ist das eigene Mindset negativ, wird man sich schwertun, überhaupt positiv denken zu können. (© AdobeStock/rosifan19)

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2023; 48(14):10-10