Wie Apotheken-Inhaberinnen ihr Mindset auf Erfolg programmieren – Teil 2

Nur ein Schritt – vom „Crazy Traum“ zur Wirklichkeit


Nicole Müller

Wie schaffe ich den Sprung von der Pharmazeutin zur strategisch denkenden Unternehmerin? Mithilfe einer großen Vision und einer gezielten Mindset-Arbeit. In Teil 2 der Apotheken-Coaching-Serie geht es um die richtige Art der Zielsetzung und das eigene große „Warum“.

Zwischen Traum und Wirklichkeit liegt oft nicht mehr als ein mutiger Schritt. (© AdobeStock/VTT Studio)
 

In Apotheken findet gerade ein gewaltiger Wandlungsprozess statt: Das Verhalten und die Erwartungen von Kunden ändern sich ebenso drastisch wie die Werte und Erwartungen von Mitarbeitern. Themen wie New Work und Digitalisierung eröffnen Apotheken zugleich die Chance, ihre Position neu zu definieren und sich nach der Pandemie als verlässlicher Partner rund um die Themen Gesundheit und Vorsorge zu positionieren.

Für diese Neupositionierung ist die Visionsarbeit ein Schlüssel zum Erfolg. Dabei ist dieser etwas sehr Individuelles: Erfolg ist – ganz schlicht gesagt – der Grad einer Traum-Erreichung.

Ungeübt im Visionieren

In der Praxis fällt es vielen Apothekerinnen jedoch schwer, den eigenen großen Zukunfts-Traum zuzulassen: „Es wäre mein Ziel, nur noch drei Tage in der Apotheke präsent zu sein“, „Wir wären gerne Marktführer in unserer Stadt“ oder „Ich will deutschlandweit gefragte Spezialistin mit meinem Steckenpferd – dem Gesundheitsthema Schlaf – sein“. Selbst wenn man schon mal gedanklich mit solchen Wünschen gespielt hat, schlägt leider schnell der eigene innere Kritiker zu: „Das geht doch nicht“, „Das macht mein Team nicht mit“ oder „Wie soll das denn mit diesen gesetzlichen Vorgaben funktionieren?“

Die große Vision zerschellt damit am vermeintlichen „Realitäts-Check“. Diese kritischen Stimmen repräsentieren aber gar nicht „die Realität“, sondern den eigenen Denkkasten, die eigene innere Logik, die keine größeren, besseren Vorstellungen zulässt. Deshalb geht es immer darum, diesen eigenen begrenzenden Denkrahmen („Paradigma“, siehe Teil 1 der Serie, AWA 8/2023, S. 12 f.) zu identifizieren und zu sprengen.

Im „Warum“ liegt der Sinn

Dabei unterstützen zwei Prozesse die Visionsarbeit:

  1. das eigene Warum,
  2. das so genannte C-Ziel.

Die gesamte Erfolgspower startet mit dem eigenen „Warum“ (vgl. Golden Circle von Simon Sinek) der Apothekeninhaberin. Das eigene große „Why“ zu kennen, ist der innere Zukunftsmotivator und zugleich die Basis, um das Team mit großer Motivation anzustecken. Wem es bei allen Führungsaufgaben gelingt, den Sinn eines Vorhabens zu transportieren, dem fällt es auch leichter, die passende Strategie zu finden und das Team auf dem Weg dorthin mitzunehmen. Rein praktisch kann es dabei um den Dienstplan ebenso gehen wie um Marketingmaßnahmen, Zusatzumsatz-Vorgaben, eine Erweiterung des Produktportfolios oder die grundsätzliche Apotheken-Positionierung.

Crazy Ziel

Die Arbeit mit dem C-Ziel geht auf das globale Zielerreichungsprogramm des „Proctor Gallagher Institutes“ zurück. Demnach sind A-Ziele solche, bei denen wir wissen, wie wir sie erreichen. B-Ziele beziehen sich auf Dinge, von denen wir eine Ahnung haben, wie wir sie wohl erreichen könnten, während C-Ziele im ersten Augenblick unerreichbar scheinen. Sie elektrisieren uns, erzeugen Schweißausbrüche und fordern uns heraus. Deshalb nennen wir sie auch die „Crazy-Ziele“. Die gute Nachricht: Dieser „verrückte“ Lebens- bzw. Arbeitstraum entspringt unserer eigenen Fantasie - und deshalb sind wir grundsätzlich in der Lage, dieses große Ziel auch zu erreichen.

Wenn wir zum Beispiel die eigene Apotheke als Ort der Prävention sehen, neue ganzheitliche „Gesundheits-Coachings“ z. B. für Chroniker online wie offline anbieten – dann lässt sich das grundsätzlich auch in die Praxis umsetzen. Durch familienfreundliche „New Work“-Konzepte können wir der beste Arbeitgeber in unserem Bundesland werden, zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Apotheken überregional gehören oder gar Bücher über unser pharmazeutisches Fachthema schreiben und gleichzeitig eine erfüllte Work-Life-Balance führen: Das alles geht. Bob Proctors Signalsatz lautet: „If you can see it in your mind, you can hold it in your hands.”

Schritt 1 bei der Visionsarbeit mit dem C-Ziel ist, das große Ziel erst einmal festzuhalten und dadurch ganz neue Perspektiven, Ressourcen, Begegnungen und Schritte möglich zu machen. Das Notieren des Ziels führt sicher zu Schnappatmung und Herzflimmern – und das soll es auch! Es ist Teil des Prozesses, dass wir mit diesem tief in uns gehegten Wunsch den Bereich unserer gewöhnlichen Logik verlassen (siehe Tipps zur Visionsarbeit).

Tipps zur Visionsarbeit für einen langfristigen Apotheken-Erfolg

  • Immer wieder den eigenen „Denkkasten“ sprengen, um in neue Dimensionen vorzustoßen.
  • Täglich das C-Ziel visualisieren: Durch das Beschäftigen mit dem großen Traum (durch den vorweggenommenen Erfolg) brechen wir unsere alten Gewohnheitsmuster auf und setzen zum „Wachstumssprung“ an, weil unser Unterbewusstsein täglich den Traum durchlebt hat.
  • Immer daran denken: Erfolgreiche Menschen tun das, was andere nicht tun – sie sind bereit und neugierig auf Veränderung. Und sie fangen da an, wo alle großen Veränderungen beginnen: in sich selbst.
  • Das Team und die Kunden bewusst in die Vision mit hineinnehmen: Auch hier soll visualisiert werden, wie sich deren Leben und deren Gesundheit verbessert. Wer Kunden und Mitarbeiter begeistert, wird belohnt.
  • Sich in der wichtigsten Disziplin einer Apotheken-Leaderin üben: Entscheiden! Entscheiden, ohne zu zögern – für die Vision und ihr Wachstum. Diese Unbeirrbarkeit spürt das Team und zieht mit.
  • Es gibt Menschen, die diesen Weg zum Traum-Apothekenleben schon gegangen sind. Wir müssen uns bewusst entscheiden, zu diesen aktiven Gestalterinnen gehören zu wollen und nicht zu denen, die im Chor den Abgesang unserer wunderschönen Branche proben. Das wird den Unterschied machen und die Spreu vom Weizen trennen.

Die alte Logik verlassen

Auf dem Weg zum großen Ziel stehen wahrscheinlich noch einige hinderliche Gewohnheiten oder Glaubensmuster im Weg – diese gilt es zu „überschreiben“. Diese und einige weitere Lernetappen führen dann zu einem echten „Erfolgsdenken“.

Allein dadurch, dass wir lernen, mit unseren Gedanken Dinge zu erschaffen und durch eine neue Ausrichtung unseres gesamten Wahrnehmungsapparates unsere Ergebnisse selbst aktiv zu gestalten und zu beeinflussen, sind wir erfolgreich – wir sitzen sozusagen auf dem „Fahrersitz der Apotheke“. Wir gestalten aktiv neue Möglichkeiten und Chancen, statt nur von außen gestaltet zu werden. Wir geben die Richtung vor und agieren – anstatt nur auf Vorstöße von Mitarbeitern, Kassen und Kunden zu reagieren.

Die große Vision zerschellt häufig am vermeintlichen „Realitäts-Check“. Deshalb geht es immer darum, den eigenen begrenzenden Denkrahmen zunächst zu identifizieren und dann zu sprengen. Bob Proctor formuliert es so: "If you can see it in your mind, you can hold it in your hands."

Mit dieser Visionsarbeit haben schon viele Apothekerinnen innerhalb von ein bis zwei Jahren ihre persönlichen „Crazy Träume“ erreicht - unter anderem:

  • Umgestaltung einer in die Jahre gekommenen Apotheke in eine moderne Wunschapotheke,
  • Besetzung aller „Vakanzen“ im Team mit neuen Top-Fachkräften,
  • Einladungen als Redner für Gesundheits-Podcasts und Kongresse,
  • Aufbau eines Online-Coaching-Konzepts zu Darmgesundheit,
  • Gewinnung von 1.200 Followern auf Instagram,
  • 24 % Kundenzuwachs binnen 12 Monaten durch neue Konzepte,
  • Umsatzsteigerungen von mehr als 30 %.

Gleichzeitig haben sich viele private „Crazy Träume“ erfüllt, denn es geht immer um ein ganzheitlich erfülltes Leben.

Sie wollen mehr Erfolg im Außen? Dann fangen Sie „innen“ an!

Der Weg: Wenn Sie bessere Ergebnisse mit Ihrer Apotheke erreichen und diese zukunftssicher aufstellen möchten, seien Sie von „innen“ heraus von Ihren Visions-Zielen inspiriert. Wachen Sie morgens auf und freuen Sie sich wieder, mit Begeisterung an Ihrem Ziel arbeiten zu können. Glauben Sie an Ihre Vision. Sie müssen noch nicht wissen, „wie“, sondern nur „dass“ Sie Ihre Ziele erreichen wollen. Und das funktioniert nur mit förderlichen Gedanken. Alles, was um Sie herum passiert, beeinflusst jedoch Ihr Denken sowie Ihr Mindset. Achten Sie daher darauf, welche Gedanken Sie in Ihren Kopf lassen!

Das Ziel: andere Gedanken = andere Ergebnisse Deshalb ist die Visionsarbeit für eine erfolgreiche Apotheke so immens wichtig!

Nicole Müller, Apothekencoach für Führung, Teamentwicklung und Mindset, Mentorin für Apotheken-Leaderinnen, 76829 Landau, www.apotheken-coach.de

Lesen Sie aus unserer Serie "Visionäre Apothekeninhaberinnen" auch die anderen Teile!

Teil 1 Man kann nicht negativ denken und Positives erwarten in AWA 8/2023

Teil 3 So etablieren Sie ein Erfolgs-Mindset in Ihrem Team in AWA 14/2023

Ist das eigene Mindset negativ, wird man sich schwertun, überhaupt positiv denken zu können. (© AdobeStock/rosifan19)

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2023; 48(10):12-12