Gripsgymnastik
Prof. Dr. Reinhard Herzog
„Gripsgymnastik“ mit dem AWA 19/2023
„Kundenmanagement“ einmal aus einer anderen Warte betrachtet: Um welchen Prozentsatz dürfte Ihre Kundenkartei natürlicherweise (durch Tod, Wegzug bzw. teilweise auch durch Übersiedelung in ein Heim) jedes Jahr in etwa schrumpfen? Welche Handlungskonsequenzen ergeben sich daraus?
Lösung des Rätsels aus dem letzten AWA 18/2023:
Der erste Blick beim Thema Öffnungszeiten-Reduktion gilt den Roherträgen in den jeweiligen (Rand-)Stunden, denen vor allem die Personalkosten gegenüberzustellen sind. Schon eine Zweier-Besetzung (Apotheker und PTA) schlägt mit 80 € bis gegen100 € stündlich auf, was 6 bis 7 typischen oder um 10 Centerapotheken-Kunden entspricht. Die übrigen variablen Kosten wie Energie sind gering (meist unter 10 € je Stunde). Zudem: Welche Kunden kommen überhaupt schon bzw. noch, und wie steht es um die Zahl der Rezepte im Vergleich zu den anderen Stunden? Und würden sich personelle Engpässe und Verfügbarkeiten durch Kürzungen der Öffnungszeit wirklich spürbar abmildern lassen? Als nächstes ist die Konkurrenzlage zu betrachten. Welche Erträge drohen abzuwandern? Das ist höchst unterschiedlich. Und wenn Sie kaum Kunden verlieren, dann werden diese sich auf die restlichen Stunden (überwiegend auf die neuen Randzeiten) verteilen und dort mehr Kapazitäten erfordern. Etliches verlagert sich also nur. Insbesondere in Centern besteht zudem Betreiberpflicht zumindest innerhalb gewisser Kernzeiten; dies gilt es abzuklären, sonst gefährden Sie womöglich Ihren Mietvertrag.
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