Prognose Betriebsentwicklung 2025

Umsatzplus ist noch kein Gewinnwachstum


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Alle Indizien deuten für 2025 wieder auf deutlich wachsende Branchenumsätze, wenn auch wohl nicht mehr ganz so stark zunehmend wie im abgelaufenen Jahr. Zudem verteilt sich der Umsatz weiterhin auf deutlich weniger Apotheken. Doch was bleibt davon unter dem Strich übrig?

Die Schätzung der GKV-Ausgaben (siehe AWA 21/2024, Seite 4 f.) für 2025 deutet auf ein Umsatzwachstum im verordneten Arzneimittelsegment in der Größenordnung von 5 % hin. In diesem Jahr waren knapp 8 % mehr im Gefolge der Rahmenvereinbarungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit dem Krankenkassen-Spitzenverband geplant. Die bisherigen Daten deuten tatsächlich auf etwa 7 % bis 8 % höhere GKV-Arzneiumsätze hin. Die Absatzzahlen (Packungen) haben sich ebenfalls vergleichsweise gut entwickelt, mit einem derzeit zu erwartenden Jahresplus um 1,5 % bis 2 %.

Das OTC-Sortiment kommt da nicht näherungsweise mit. Hier sehen wir in den Offizin-Apotheken eher leicht rückläufige Packungszahlen bei etwas steigenden Umsätzen, was offenkundig ganz überwiegend höheren Preisen geschuldet ist – zum einen im Gefolge höherer Industriepreise, zum anderen erhöhen auch die Apotheken selbst tendenziell eher ihre OTC-Preise.

Diese Entwicklungen werden sich in 2025 im Grundsatz fortsetzen, wobei die Verordnungen nach Anzahl und Umsatz wohl an Dynamik einbüßen werden; hier sind eher die oben erwähnten 5 % realistisch, vielleicht sogar etwas weniger; beim Absatz ist ein Plus von 1 % eine angemessene Vorhersage.

Betriebsprognose

In die Prognose fließen die Senkung des Kassenrabatts (etwa 7.000 € je Apotheke), aber auch die wohl verlustig bleibenden Skonti ein. Bereits in 2024 wurde dies zur Hälfte wirksam, in 2025 dann ganzjährig. Wir rechnen hier daher nächstes Jahr noch mit einem Rx-Nachlass („all inclusive“) von 3 % im Normal- und festen 30 € im Hochpreissegment. Die Margen in den Non-Rx-Sortimenten sollten etwa gleich bleiben, die Packungszahlen dort stagnieren.

Lohnt der Betrieb noch?

In Tabelle 1 wurden diese Prognosen auf die Mikroebene der einzelnen Durchschnittsapotheke heruntergebrochen. Ausgehend vom aktuellen Jahr sind drei Szenarien skizziert: Eine lediglich marktkonforme Entwicklung ohne Umverteilungseffekte infolge von Schließungen, weiterhin ein statistischer Umverteilungseffekt von zusätzlich etwa 3 % bis 4 %, sowie ein Stagnationsszenario, in welchem die Rx-Packungsanzahl gleich bleibt.

 

Bildunterschrift

 

Auf der Kostenseite wurden sachgerechte Anpassungen vorgenommen. In diesem Modell sichert allein der Umverteilungseffekt einen stabilen bis leicht steigenden Gewinn, während ansonsten Gewinnrückgänge im Bereich von 5 % bis 8 % zu erwarten sind. Bei allen individuellen Unterschieden zeigen diese Rechnungen pars pro toto den Trend.

Armut sieht sicher anders aus, Reichtum allerdings auch. Sind derartige Gewinne demzufolge durch die betriebswirtschaftliche Brille betrachtet überhaupt noch angemessen? Hierzu ist zum einen der Kapitaleinsatz zu betrachten, in Form einer angemessenen Verzinsung auf den Betriebswert. Letzteren machen wir vereinfacht am Rohertrag fest. Typischerweise kann man grob einen Jahresrohertrag ansetzen, je nach Sachlage etwas mehr oder weniger.

Zum anderen muss ein vergleichbarer Lohn eines Angestellten z. B. in Filialleiterposition erwirtschaftet werden. Dieser Lohn wird mit der Größe des Betriebs (bzw. seinem Jahresrohertrag) etwas ansteigen. Für einige Rohertragsklassen zeigt die Tabelle 2 sogenannte „Zielgewinne“, die betriebswirtschaftlich betrachtet mindestens anzustreben sind. Unsere Musterapotheken der Tabelle 1 stehen in dieser Betrachtungsweise bereits grenzwertig da. Nur mit einem Unternehmenswert von deutlich unter einem Jahresrohertrag geht die Rechnung noch einigermaßen auf, was gleichzeitig den maximal vertretbaren Investitionsbetrag bei einer Übernahme umreißt.

 

Besser angestellt?

Ein Bruttogehalt von 7.000 € pro Monat (84.000 € p. a., ledig) bringt rund 4.200 € netto ein. Das ist heute für eine Filialleitung leicht erzielbar, bei meist geringerer Arbeitszeit. Wir rechnen jeweils mit den Steuertarifen für Ledige, was auch der steuerlichen Situation bei etwa zwei gleichwertigen Einkommen in einer Ehegemeinschaft entspricht.

Ungeachtet der oben getätigten Überlegungen stellt sich die ganz pragmatische Frage, ob 1.500 € oder 2.000 € netto mehr pro Monat als Inhaber einer durchschnittlichen Apotheke mit immerhin über 3,5 Mio. € Umsatz die regelhaft höhere Arbeitszeit (Netto-Stundenlohn!) und das unternehmerische Risiko in Vollhaftung rechtfertigen, bei gleichzeitig natürlich einigen Vorteilen und Freiheiten des Unternehmerdaseins. Allzu groß ist der Vorsprung zumindest in dieser Apothekengrößenklasse nicht (mehr).

Fazit

Die beispielhafte Analyse zeigt, dass die Ergebnisentwicklung stark vom unmittelbaren Umfeld abhängt. Wer sich nur etwa gleichlaufend mit dem Marktgeschehen entwickelt, ohne dass Umverteilungseffekte wirksam werden, dürfte sein Ergebnis nur knapp, wenn überhaupt, halten können. Wer in den Genuss nur einer durchschnittlichen „Friedhofsdividende“ kommt (= 3 % bis 4 % obenauf), dürfte bereits etwas zulegen können. Wer sich in einem festgefahrenen, stagnierenden Umfeld bewegt, muss mit deutlichen Rückgängen rechnen. Es gilt der alte Spruch der Betriebswirtschaft: Stagnation bedeutet Rückschritt! Und die große Unbekannte für alle lautet: Wie entwickelt sich der Rx-Versand?

 

Selbst rechnen!

Die Excel-Mappe ApoTools erlaubt auch Ihnen Berechnungen wie in Tabelle 1. Download auf unserer Website!

Prof. Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2024; 49(23):4-4